Zunderschwamm: Textil, Heilmittel und Brennmaterial

Der Zunderschwamm ist ein Pilz, genau genommen ein Schwächeparasit. Neben seiner ungewöhnlichen Erscheinung zeichnet er sich vor allem durch die Verwendung aus.
München – Es gibt Pflanzen, die einfach kurios sind. Eine davon ist der Zunderschwamm, der eigentlich gar kein Schwamm ist, seinem Namen aber alle Ehre macht. Er hat zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten und ist ein wahres Allround-Talent unter den Pilzen. Grund genug, sich das gräuliche Gewächs einmal näher anzusehen.
Zunderschwamm: Textil, Heilmittel und Brennmaterial
„Das brennt wie Zunder“, diese Redewendung dürfte vielen noch geläufig sein. Nicht grundlos erinnert der Name Zunderschwamm sehr daran. Doch dazu später mehr.
Der Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist entgegen seines Namens ein Pilz und kein Schwamm. Er ist ein sogenannter Schwächeparasit und ein Saprobiont. Das bedeutet, dass der Pilz Schäden an Bäumen ausnutzt und auch jahrelang als noch am toten Wirt leben kann. Zunderschwamm kommt in der Regel an Laubgehölzen vor, meist an Rotbuchen, Pappeln, Erlen oder Birken, auch an Eichen und Ulmen, selten an Nadelbäumen. Dabei dringt der Pilz über Wunden an Stamm oder Ästen in die Wirtsbäume ein, verursacht eine Weißfäule und lebt dann auch nach dem Tod des Wirts noch lange weiter.
Zunderschwamm gehört zu den Baumpilzen, diese können oft gut Wasser binden und heißen daher teils auch Schwämme. Sein Lebensraum ist nicht komplett auf Wälder beschränkt, er kann auch in Parks oder auf Wiesen und in Alleen auftreten. Ein Zunderschwamm lebt bis zu 30 Jahre, wobei er oft irgendwann dafür sorgt, dass Teile des Wirtsbaumes abbrechen. Meist kommt es so weit aber nicht, da tote Bäume oft schnell entfernt werden und mit ihnen der Pilz.
Ganz so einfach ist er optisch nicht immer zu identifizieren, obwohl er mit einer grau-bräunlichen Erscheinung eigentlich unverwechselbar wirkt. Die jungen Austriebe sind zudem erst mal braun-rot. Zunderschwämme können bis zu 20 Zentimeter dick und 50 Zentimeter breit werden, sie haben einen zäh-korkigen Fruchtkörper, die Oberseite ist krustig und die Pilze wachsen umgekehrt konsolenförmig.
Interessanter als sein Erscheinungsbild und seine Lebensweise ist aber definitiv die Verwendung des Zunderschwammes.
Zunderschwamm: So wurde und wird er verwendet
Zunderschwamm mag ein Schwächeparasit und damit für den betroffenen Baum schlecht sein, Menschen wussten aber schon früh, die Pilze für sich zu nutzen.
So kann Zunderschwamm genutzt werden:
- Zum Feuer machen: Wie der Name schon andeutet, wurde Zunderschwamm tatsächlich zum Feuer machen genutzt. Noch weit vor Streichholz oder Feuerzeug konnte man Feuer beispielsweise mit Feuerstein entfachen, danach musste schnell entflammbares Material her, um das Feuer am Brennen zu halten. Dafür eignete sich beispielsweise Zunder, eine leicht entflammbare Substanz, die beispielsweise aus Zunderschwamm gewonnen wurde. Zunderproduktion ist recht aufwendig, dafür ist der so entstandene Lappen ideal für Feuer. Ganz nebenbei ist auch das vom Zunderschwamm geschädigte Holz als Feuerholz geeignet. Übrigens hatte auch Ötzi ein Stück des Pilzes dabei.
- Als Textil: Auch wenn viele das glauben, Leder aus Pilzen zu gewinnen, ist keine ganz neue Idee. Tatsächlich wurde Pilzleder schon früher hergestellt, wobei man die Tramaschicht des Pilzes dafür nutzt. Daraus ließen sich Kappen oder auch Westen sowie weitere Kleidungsstücke oder auch Taschen machen. Heute erlebt diese Art des Leder-Ersatzes ein Revival.
- Für Wundauflagen: Traditionell wurde Zunder auch für Wundauflagen genutzt, dafür eignet sich ebenfalls die Tramaschicht. Das Ganze sollte blutstillend und antibakteriell beziehungsweise antiseptisch wirken.
- Innerliche Anwendung: Auch innerlich wurde Zunderschwamm angewendet, etwa bei Blasenproblemen, Magenbeschwerden und anderen Beschwerden.
Zunderschwamm bot unseren Vorfahren also zahlreiche Vorteile. Gefährdet ist er derzeit unserer Recherche nach nicht. Wir würden aber dennoch dazu raten, den Zunderschwamm und andere Pilze im Wald zu belassen und bestenfalls nur die Endprodukte wie Pilzleder aus seriösen Quellen zu kaufen.
Laufen Sie doch beim nächsten Spaziergang bewusst durch den Wald, vielleicht finden sie ja den ein oder anderen großen Pilz an Bäumen.
Noch mehr spannende Garten-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.