Totholz als Lebensraum: So wichtig ist es für Pflanzen, Tiere und Pilze
Totholz, vor allem größere Dinge wie Baumstämme oder Wurzelstöcke, gilt oft als Abfall. Dabei ist es ein wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen.
Hamburg – Totholz lässt dem Namen nach vermuten, dass es als abgestorbenes Holz einfach nutzlos ist. Doch das stimmt ganz und gar nicht. Gerade Totholz ist ein wichtiger Bestandteil eines funktionierenden Gartens und vor allem Waldes und sollte in keinem Naturgarten fehlen. Vor allem lässt es sich wunderbar und recht dekorativ integrieren. Wir erklären, welche Tiere, Pilze und Pflanzen von Totholz profitieren.
Totholz als Lebensraum: So nützlich ist es für Pflanzen, Tiere und Pilze
Totholz fällt meist nur ins Auge, wenn es „unordentlich“ wirkt. Etwa durch Astbruch oder Sturmschäden. Unordnung ist dabei eine sehr subjektive Empfindung, denn die vom Holz profitierenden Lebewesen wissen ganz genau, was sie wo finden. Nun sehen Menschen aber meist keinen Lebensraum, sondern ein lebloses Stück Holz. Für Baum oder Busch bedeutet es das Lebensende oder das Ende dieses Stückes der Pflanze. Für andere aber ist dieses Material überaus wichtig. Gerade bei der Zersetzung von Totholz arbeiten viele Lebewesen zusammen. Denn manche Schichten sind erst erreichbar, wenn andere Tiere, Pilze oder Pflanzen sie freigelegt haben.

Manche Parks und Gärten machen schon vor, was viel mehr Gartenfans sich trauen sollten: Sie integrieren Totholz. Chaotisch muss das ganz und gar nicht aussehen, darf es aber.
Totholz als Lebensraum: Gartengestaltung mit Holz
Wer im Garten Totholz integrieren möchte, der hat zahlreiche Möglichkeiten:
- Größere Baumstämme oder alte Wurzelstöcke als Dekoration stehen lassen: Sie werden im Laufe der Zeit von diversen Lebewesen besiedelt und zersetzt
- Benjeshecken: Sie können als Sichtschutz dienen und bieten zudem zahlreichen Tieren Unterschlupf
- Laubhaufen: Vor allem im Herbst sollten Gartenfans an den nahenden Winter denken und für Igel und Insekten Laub- und Totholzhaufen liegen lassen
- Stängel: Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) sind auch alte, markhaltige Stängel wichtig. Insekten nisten darin und Naturfans können Nisthilfen leicht selbst aus beispielsweise Brombeere, Heckenrose, Schwarzem Holunder oder Himbeere bauen, so der NABU.
Mit Totholz werden natürlich auch zahlreiche Nützlinge angelockt*. Doch wer genau profitiert nun wie von Totholz?
Totholz als Lebensraum: So wertvoll ist das scheinbar nutzlose Material
Wie die Deutsche Wildtier Stiftung berichtet, leben etwa 20 Prozent der Waldfauna von Totholz, entweder direkt oder indirekt. Darunter fallen Säugetiere, Vögel, Insekten, Reptilien, Amphibien, diverse Pflanzen und auch Pilze und zahlreiche Mikroorganismen. Nicht alle von ihnen gehen besonders nett mit dem Holz um, einige Lebewesen wie der Zunderschwamm können beispielsweise im Laufe der Zeit Äste und Bäume zu Fall bringen und leben auf dem toten Holz dann weiter. Auch Tiere wie der Borkenkäfer gehen als Sieger aus dem Zusammentreffen mit (noch) lebenden Bäumen hervor. Sie alle tragen aber zur Zersetzung des Materials bei.
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Dabei haben die Lebewesen alle recht spezielle Ansprüche, manche mögen es feucht und dunkel, andere hell und trocken. Nicht alle leben an der Oberfläche, sondern innerhalb des Totholzes. Totholz ist ein überaus spannender Lebensraum, man muss nur wissen, wo man suchen soll.
Diese Lebewesen profitieren beispielsweise von Totholz:
- Insekten: Viele Käfer sind laut der Deutschen Wildtier Stiftung sogenannte „Erstbesiedler“, wenn Bäume absterben. Denn dann seien noch energiereiche organische Verbindungen vorhanden, tolle Nahrung für die Tiere also. Diverse Tiere wie Käfer oder auch Holzwespen kommen dann, so die Wildtier Stiftung. Deren Hinterlassenschaften wiederum locken weitere Besiedler an, die Xylobionten.
- Fledermäuse: Sie leben teils im Totholz
- Vögel: Auch diverse Vögel wie Käuze, Spechte und viele mehr leben in toten Bäumen oder finden dort Nahrung
- Siebenschläfer
- Igel: Sie überwintern gerne in einem Laubhaufen, der gerne auch Totholz enthalten darf. Zudem finden die Tiere im Totholz Nahrung wie Insekten.
- Einige andere Säugetiere wie Eichhörnchen und Baummarder
- Reptilien und Amphibien
- Pilze: Beispielsweise der Echte Zunderschwamm ist für den Holzabbau wichtig. Diese Organismen ermöglichen so auch anderen Lebewesen den Zugang zu weicherem Holz.
- Mikroorganismen
- Moose
- Milben, Würmer, Asseln und Co.: Ist dann irgendwann fast nichts mehr vom toten Holz übrig, dann kommen laut Wildtier Stiftung diese Lebewesen und zerkleinern die Reste, auch Pilze und Bakterien seien beteiligt. Dabei entsteht unter anderem Humus, die Grundlage für neue, gesunde Bäume.
Zudem kann Totholz, das nicht weggeräumt wird, auch vor Lawinen und Steinschlag sowie vor Erosion schützen. Auch für das Klima ist es relevant, wobei darüber in Verbindung mit der Nutzung von gefälltem Holz noch heftig diskutiert wird. So wichtig Totholz als Lebensraum auch ist, unter bestimmten Bedingungen kann es zur Gefahr werden. Dann, wenn Waldbrände drohen. Ein Dilemma also, mit dessen Lösung sich sicher noch viele Experten befassen werden. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.