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Signaturenlehre: Was so aussieht wie das Organ, muss ihm helfen

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Von: Franziska Irrgeher

Eine Walnuss sieht beinahe so aus wie ein Gehirn. Ist es also Zufall, dass sie das Denkvermögen positiv beeinflusst? Wenn es nach der Signaturenlehre geht, keinesfalls: Laut der hilft, was passend aussieht. Oder auch nicht.

Bonn– Pflanzen ähneln manchmal Körperteilen oder Organen. Was auf Fotos wie ein witziger Zufall aussieht, hatte früher eine viel tiefere Bedeutung. Denn die Ähnlichkeit wurde als Zeichen gesehen und auch medizinisch genutzt. Aber kann das wirklich funktionieren?

Signaturenlehre: Was aussieht wie das Organ, muss ihm helfen

Göttliche Absicht soll es sein, dass die Heilpflanzen – sei es aufgrund ihrer Form oder Farbe Hinweise darauf geben, wofür sie angewendet werden können. Dieser Auffassung waren die Menschen bereits früh. Die sogenannte Signaturenlehre vertraten zum Beispiel Plinius der Ältere († 79 n. Chr.) und auch Dioskurides. Die Form oder Farbe der Pflanzen sollen dabei Hinweise geben auf ihre Anwendungsbereiche.

Signaturenlehre: Bekannte Vertreter und Kritik

Entweder die Pflanze oder Teile davon ähneln also dem betreffenden Körperteil oder es geht um Farbe – etwa die des austretenden Saftes – oder auch den Geruch. Wie so oft war auch dabei Paracelsus († 1541) einer der bekanntesten Vertreter dieser Ansicht. Auch der Arzt Giambattista della Porta († 1615, 79) verschriftlichte das Ganze in seinem Werk „Phytognomonica“.

Aber wie genau funktioniert diese Theorie nun? Einfach ausgedrückt: Es geht darum, dass Erscheinungen und Wesen in Bezug zueinanderstehen. Gleiche Eigenschaften schaffen eine Beziehung zwischen beidem, unabhängig von Gattung oder ähnlichem. Gott als Schöpfer hat diese Zeichen der Lehre nach erschaffen, und die Menschen müssen sie nun deuten. Dafür verantwortlich waren Gelehrte wie Ärzte. Dieses System umfasste aber nicht nur die Pflanzen. (Wachmacher: Diese Lebensmittel aus dem Garten verjagen Müdigkeit)

Auf diese bezogen bedeutet das aber: Eine Walnuss sieht aus wie ein Gehirn, sie muss also positive Auswirkungen auf das passende Organ haben. So die Annahme, die in der Praxis oft zutraf, aber eben nicht immer. (Mineralstoffmangel: Diese Lebensmittel aus dem Garten helfen)

Signaturenlehre: Zufallstreffer und falsche Behandlungen

Wissenschaftliche Belege dafür, dass das pflanzliche Pendant zum Organ oder Körperteil diesem auch nützt, gibt es keine. Die Theorie trifft in vielen Fällen zu, jedoch mit dem grundlegenden Problem, dass meist nicht nur diese eine Pflanze hilft. Am Beispiel Walnüsse: Sie sind gut fürs Gehirn, daneben aber zum Beispiel auch Avocados oder Leinöl sowie Vollkornprodukte. (Walnüsse: Das sind die Vorteile der heimischen Nuss)

Weitere Beispiele aus der Signaturenlehre sind:

Auch Pflanzen wie Karotten können zum Beispiel mit den Augen in Verbindung gebracht werden, denn eine Karottenscheibe ähnelt mit etwas Phantasie dem Auge.

Herbstzeitlose gegen Gicht und Walnüsse fürs Gehirn sind zwei Beispiele, bei denen die Theorie der Signaturenlehre stimmt. Frauenmantel oder Lungenkraut helfen in ihren Einsatzgebieten ebenso. Doch darf man das Ganze nicht so eng sehen, denn mit etwas Phantasie ist in beinahe jeder Pflanze Ähnlichkeit zu einem Organ oder Körperteil zu finden. Lesen Sie daher lieber vorab nochmal nach, ob die Pflanze wirklich die gewünschte Wirkung hat.

Signaturenlehre: Oft falsch, aber hilfreich

Insgesamt war die Signaturenlehre nicht auf Dauer haltbar, denn die Ungereimtheiten oder Ausnahmen waren zu viele. Wenngleich einige der Pflanzen noch heute tatsächlich gegen das der Signaturenlehre entsprechende Leiden helfen, wurden andere längst ersetzt. Die Signaturenlehre erntete auch damals schon Kritik und trug somit ihren Teil zur Erforschung neuer, geeigneterer Heilpflanzen bei.

Aus den mittlerweile veralteten Vorstellungen können wir dennoch mitnehmen, dass Pflanzen äußerst gesund sind und mehr Einsatzbereiche haben, als Gartenfreunde manchmal vermuten würde. Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag wirken sich in jedem Fall positiv auf die Gesundheit aus und mit Nüssen in der Ernährung können Gärtnerinnen und Gärtner auch nichts falsch machen. Sie beugen sogar mancher Krankheit vor.

Und auch viele andere hilfreiche Pflanzen können Gartenfreunde aus dem eigenen Garten gewinnen, sei es für eine gesunde Ernährung bei Diabetes, bei Gicht, Rheuma oder einfach für den Erkältungssirup. (Fünf Gartenpflanzen gegen Erkältung: Spitzwegerich, Thymian und Co.)

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