Raben: Deswegen ist ihr schlechtes Image völlig unbegründet
Den einen gelten sie als Vorboten des Todes, den anderen als Beständigkeitszeichen für das britische Königreich. Raben sind sagenumwobene Tiere, die äußerst sozial und intelligent sind.
Berlin – Teils sind es ganze Raben-Schwärme, die im Winter von einem Feld auffliegen und sich laut krächzend ein paar Meter weiter wieder niederlassen. Im Winter lassen sich die Vögel besonders gut beobachten, denn die kahlen Bäume verstecken sie nicht mehr. Damit die Raben im Winter mit Frost und weniger Nahrung kein Problem bekommen, haben sie mit bestimmten Tricks vorgesorgt. Denn Raben sind überaus schlau, teils sogar genau so schlau wie Menschenaffen.
Raben: Mit diesen schlauen Tricks überstehen die Vögel den Winter problemlos
Raben zählen zu der Gattung Corvus, genau wie Krähen. Zu dieser Gattung gehören 42 Arten. Da fällt eine Bestimmung unter anderen Wintervögeln manchmal gar nicht so leicht. Für viele sieht jeder Rabe gleich aus, nämlich recht groß mit schwarzem Gefieder. Doch wer genauer hinsieht, erkennt Unterschiede. So gibt es laut dem Bayerischen Rundfunk zum Beispiel folgende Raben-Arten:
- Kolkrabe
- Rabenkrähe
- Elster
- Tannenhäher
- Nebelkrähe
- Blaue Dohle
- Alpendohle
- Eichelhäher
- Saatkrähe
Als Inbegriff des Rabens gelten wohl die Kolkraben. Ihr Federkleid ist komplett schwarz und schimmert bei Lichteinfall grün-bläulich, teils auch violett. Sie erreichen eine Größe von bis zu 67 Zentimetern. Zwischen Männchen und Weibchen gibt es im Gegensatz zur Stockente äußerlich keine Unterschiede. Haben Kolkraben sich einmal ein Revier ausgesucht, bleiben sie dort ihr Leben lang. Auch bei der Partnerwahl sind Raben eigen: Alle Raben-Arten bleiben ihr Leben lang mit demselben Partner zusammen. Ihre Nester beziehen sie immer wieder und beide Elternteile kümmern sich um das Ausbrüten der Eier und die Fütterung des Nachwuchses.
Auch die Rabenkrähe findet sich häufig in unseren Breitengraden. Sie trägt ebenfalls komplett schwarzes Gefieder, jedoch ist sie mit 49 Zentimetern Höhe ein wenig kleiner als der Kolkrabe. Das Nest ist das ganze Jahr über von den Rabenkrähen-Paaren bewacht und selbst die Kleinsten schließen sich laut dem Naturschutzbund Deutschland bei Gefahr schon zu kleinen Trupps zusammen.
Raben: Die sozialen Aasfresser
Raben haben oft mit einem schlechten Image zu kämpfen. Von dem Bild des aasfressenden Vorboten des Todes über angeblich rasant steigende und unkontrollierbare Raben-Populationen bis hin zu Rabeneltern und dem Vorurteil, Raben würden andere Vogelarten ausrotten, gibt es viele falsche Vorstellungen über die Vögel.
Die Hauptnahrungsquelle von Raben sind Sämereien und kleinere Tiere. Sie zählen zu den Allesfressern und so steht auch ab und zu Aas und Eier anderer Vögel auf ihrem Speiseplan. Das hat ihnen schon langer Zeit bei den Menschen einen schlechten Ruf eingebracht. Doch zum einen sind Aasfresser ein wichtiger Bestandteil des Lebenskreislaufs, denn die Vögel reinigen unsere Erde von Kadavern. Zum anderen ist die Anzahl der Eier, die sie von anderen Vögeln fressen, so gering, dass es nicht nennenswert ist. Andere Vogelarten rotten sie also keinesfalls aus. Bei der Stunde der Wintervögel vom Naturschutzbund Deutschland konnten Menschen den Vogelbestand vor ihrer Haustür zählen und so dabei helfen, die allgemeine Vogelpopulation zu überblicken*.
Die Population der Raben pendelt zudem immer im Rahmen. Die Angst, Raben verbreiteten sich bald unkontrollierbar, ist unbegründet. Denn ist nicht mehr genug Lebensraum für die Tiere vorhanden, breiten sie sich auch nicht weiter aus. Die Masse der Raben mag viel erscheinen, da sie öfters in Schwärmen unterwegs sind.
Daran schließt sich der nächste Punkt an: Raben sind überaus soziale Tiere und die negative Konnotation des Begriffs „Rabeneltern“ unbegründet. Rabeneltern ziehen ihren Nachwuchs teilweise bis zu vier Jahren auf, bis dieser die komplizierte und raffinierte Beute-Technik erlernt. Die Geradschnabelkrähe beispielsweise baut sich laut dem Bayerischen Rundfunk eine Art Werkzeug, um damit Maden aus engen Baumröhren zu fischen.
Raben: Außergewöhnlich schlaue Tiere
Das bringt uns zum Punkt Intelligenz. Seit einigen Jahren ist bekannt, dass Raben äußerst schlaue Tiere sind. Es steht fest, dass sie beispielsweise abstrakt denken können. An der University of Auckland stellten Forscherinnen und Forscher fest, dass Raben beispielsweise für sie nicht sichtbare Ursachen verstehen können. Ein Beispiel: Blicken Raben auf einen Wald, in dem sie Bewegung von Blättern wahrnehmen, ohne dass es windig ist, verstehen Raben, dass die Bewegung durch etwas für sie nicht sichtbares verursacht wird.
Zudem erkennen Raben erstaunlich gut Gesichter und merken sich diese über fünf Jahre lang. Tut ihnen also ein Mensch etwas an, merken sich die Vögel das Gesicht und zeigen auch später noch ängstliches Verhalten gegenüber diesem Menschen. Kommunikation gehört ebenfalls zu den Stärken der Vögel, denn sie warnen sich gegenseitig vor Gefahren. Kolkraben schaffen es sogar zu sprechen, wenn Menschen ihnen bestimmte Sätze immer und immer wieder vorsagen.
In Großbritannien ist es sogar ein schlechtes Zeichen, wenn sich Raben von den Londoner Sehenswürdigkeiten zurückziehen*. So stellten einige Briten vor kurzem fest, dass dem berühmten Tower von London ein Rabe fehle. Einer von insgesamt acht Raben wurde nun schon lange nicht mehr gesichtet. Dem Aberglauben nach ist das Königsreich so dem Untergang ein Stück näher gekommen. Denn haben die Sehenswürdigkeiten ihre Raben verloren, fällt dem Glauben nach die Krone. Dort sind Raben also durchaus erwünscht.
Raben: So schützen sie sich im Winter
Im Winter bleiben mittlerweile die meisten Raben bei uns und ziehen ähnlich wie Blaumeisen und Kohlmeisen nicht mehr in den Süden. Grund ist unter anderem auch das gute Nahrungsangebot. Gerade der Kolkrabe, der viel Fleisch frisst, findet dieses meistens auch im Winter und kann daher an ihm beliebigen Orten den Winter verbringen und dort seine Spuren im Schnee hinterlassen.
Im Gegensatz zu dem eher alleine lebenden Kolkraben verbringen Saatkrähen, Rabenkrähen und Dohlen den Winter gerne in großen Schwärmen. So sind sie nachts als Gruppe besser vor Feinden geschützt und können auch tagsüber gemeinsam auf Futtersuche gehen. Eichelhäher schaffen sich beispielsweise ähnlich die Eichhörnchen einen Futtervorrat an, den sie im Laufe der Zeit aufsuchen und leer fressen. *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks