Mythen und Weisheiten aus der Küche: Deswegen müssen Sie Ihre Eier nicht mehr abschrecken
Eier lassen sich besser pellen, wenn Gartenfreunde sie abschrecken. So die Regel. Doch die Regel ist wie viele andere Küchenweisheiten veraltet.
Bonn – Längst nicht alle Mythen und Weisheiten aus vergangenen Küchentagen stimmen heute noch. Ähnlich wie bei den Bauernregeln hat sich auch dabei in den vergangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten einiges getan, besonders was heutige Hygienestandards und Produktionsabläufe von Lebensmitteln angeht. Dennoch halten sich einige Halbwahrheiten hartnäckig.
Mythen und Weisheiten aus der Küche: So viel ist dran an den alten Vorgaben
Um mit diesen Halbwahrheiten oder sogar Unwahrheiten aufzuräumen, hilft ein Überblick über die am meisten verbreiteten Mythen und Fragen aus dem Küchenbereich. Das Bundeszentrum für Ernährung hilft bei der Aufklärung. Folgende Weisheiten aus der Küche sind falsch:
- Keimende Kartoffeln sind noch essbar: Das stimmt nicht, denn mit der Zeit entwickelt sich in der Kartoffelschale giftiges Solanin, das zu Übelkeit und Erbrechen führen kann. Wer jedoch neue Kartoffeln ziehen möchte, sollte bei der Anzucht auf die keimenden Kartoffeln zurückgreifen. Keimende Zwiebeln und Knoblauchzehen hingegen lassen sich bedenkenlos essen, ihre Schale enthält kein Solanin.
- Rhabarber verhindert die Kalziumaufnahme: Das stimmt nicht, denn Rhabarber kommt meist im Frühjahr als Stangengemüse in Gerichten vor. Zu diesem Zeitpunkt ist der Anteil der im Rhabarber enthaltenen Oxalsäure zu gering, als dass sie die Kalziumaufnahme tatsächlich verhindern würde. Oxalsäure bindet das im Rhabarber enthaltene Kalzium, in frischen Stangen ist jedoch sehr wenig Oxalsäure enthalten.
- Spinat dürfen Gartenfreunde nicht mehr aufwärmen: Das stimmt nicht, denn das im Spinat enthaltene Nitrit bildet sich nur bei einer Aufbewahrung bei Zimmertemperatur. Kühlen Gärtnerinnen und Gärtner Spinat nach dem Essen aber schnell ab und lagern ihn im Kühlschrank, bildet sich Nitrit nicht so schnell und der Spinat kann am nächsten Tag ohne Bedenken noch mal auf den Herd oder in die Mikrowelle.
- Salz verlängert die Kochzeit von Hülsenfrüchten: Das stimmt nicht, das Gegenteil ist der Fall. Fügen Gartenfreunde dem Kochwasser Salz hinzu, sind Linsen beispielsweise schneller weich.
- Ein Löffel in einer Sektflasche hält die Kohlensäure darin: Das stimmt nicht. Wer einen Löffel in eine halb leere Sektflasche steckt, hat am nächsten Tag Sekt ohne Kohlensäure. Daran ändert auch der Löffel nichts.
- Abgeschreckte Eier lassen sich leichter pellen: Das stimmt nicht. Nur die Haltbarkeit der Eier wird kürzer, da durch das Abschrecken Bakterien ins Eis dringen. Auf den Pellvorgang hat der Kälteschock keinerlei Auswirkung.
Schon hieran lässt sich erkennen, dass einige Weisheiten aus der Küche überholt sind. Denn mithilfe von Kühlschränken und dem richtigen Umgang mit Obst und Gemüse ändern sich die Spielregeln in der Küche.
Mythen und Weisheiten aus der Küche: Diese Regeln stimmen bis heute
Auf der anderen Seite gibt es aber auch einige Weisheiten, die tatsächlich Wahrheiten sind und bis heute Gültigkeit haben. Dazu zählen zum Beispiel:
- Nudeln müssen Köchinnen und Köche nicht abschrecken: Das stimmt, denn wer nach dem Kochen kaltes Wasser über die Nudeln gibt, nimmt ihnen ihren wertvollen, dünnen Stärkeüberzug. Soße und Pesto haften dann nicht mehr so gut an den Nudeln, denn sie bekommen eine rutschige und glitschige Konsistenz.
- Aufgetaute Speisen sollten nicht noch mal ins Gefrierfach: Das stimmt, denn beim Auftauen und Einfrieren gehen Zellen kaputt und Mikroorganismen können sich bilden und vermehren. Bei Fleisch kann das beispielsweise gesundheitliche Risiken hervorrufen.
- Gemüse muss nicht im Kühlschrank lagern: Das stimmt. Teilweise schaden Gartenfreunde dem Gemüse sogar, wenn sie es im Kühlschrank lagern. So gehören Auberginen und Paprika am besten in eine Schale außerhalb des Kühlschranks. Sonst verliert das Gemüse schnell seinen Geschmack.
- Ohne Salz kocht das Wasser schneller: Das stimmt. Wer sein Nudelwasser vor dem Kochen salzt, verschiebt den Siedepunkt nach hinten*. Das liegt an der sich verändernden Eigenschaft des Wassers, sobald es mit Salz in Kontakt kommt. Der Siedepunkt, also der Punkt, an dem das Wasser kocht, liegt bei gesalzenem Wasser bei etwa 102 Grad Celsius statt bei 100 Grad Celsius. Das Wasser kocht also ohne Salz zu einem früheren Siedepunkt. Jedoch erhöht sich durch die Zugabe von Salz auch die Wärmespeicherfähigkeit des Wassers, sodass das Wasser einen Siedepunkt von 102 Grad Celsius schneller erreicht. Letztlich ist der Unterschied für Köchinnen und Köche kaum zu bemerken.
Klar ist, dass es in und um die Küche zahlreiche Mythen, Weisheiten, Wahrheiten wie auch Unwahrheiten gibt. Im Laufe der Zeit haben einige ihre Bedeutung verloren, andere sind immer noch aktuell. *merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks