Klimawandel und Gärtnern: Anderes Gemüse anbauen
Der Klimawandel macht sich mit heißen Sommern und milden Wintern auch in Deutschland bemerkbar. Eine Expertin erklärt, was das für den Garten bedeutet.
Der Klimawandel macht auch vor der Gartenarbeit nicht Halt. Autorin Veronika Schubert nimmt sich dieser Thematik in ihrem Buch „Gärtnern im Wandel“ (servus) an und sagt: „Die Sommer werden heißer, die Winter milder.“ Mit dem Klima verändere sich neben der natürlichen Vegetation auch die Gartenbepflanzung. Der Nachrichtenagentur spot on news erklärt die Expertin Auswirkungen des Klimawandels, worauf es beim Wässern ankommt und welche Gewächse den Balkon mögen.
Welche Gemüse- und Obstsorten leiden unter dem Klimawandel?

Veronika Schubert: All jene, die weniger robust sind und die Trockenzeiten schlechter überdauern. Hier gibt es aber zwei Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken: entweder eine effiziente Bewässerung oder die Gemüseart ändern. Pastinaken und Tomaten haben tiefe Wurzeln und können das Wasser auch aus tiefen Bodenschichten holen.
Worauf kommt es beim Wässern an?
Schubert: Man sollte jeden Tropfen in verschiedenen Behältern speichern, angefangen mit der guten alten Regentonne bis hin zu Zisternen und Brunnen. Pflanzen, die selbst keine tiefen Wurzeln bilden, lassen sich durch eine bewusste Gießstrategie dazu anregen, tiefer zu wurzeln: Weniger gießen, aber dafür öfter. Gegossen wird im Garten immer in den Morgen- und Abendstunden, da in der Mittagshitze zu viel Wasser direkt von der Oberfläche verdunstet.
Wie verändert der Klimawandel die Bepflanzung im Garten?
Schubert: Da der Klimawandel ein „heißes“ Thema ist, findet man jedes Jahr neue Züchtungen in den Gärtnereien und Baumschulen, die robuster sind. Trockenheitsresistente Pflanzen haben oft dickfleischigere Blätter und sind behaart. Wassersäufer wie Hortensien hingegen weiches, großes Laub.
Sind künftig vermehrt Schädlinge zu erwarten?
Schubert: Es treten immer dann Schädlinge auf, wenn die Pflanzen geschwächt sind. Wer dem Prinzip „Die richtige Pflanze am richtigen Standort“ und dem Gärtnern im Kreislauf der Natur treu bleibt, wird aber weiterhin gute Ernten einfahren und seine üppige Blütenpracht genießen können.
Können kleine Gärten zum Klimaschutz beitragen?
Schubert: Klimaschutz beginnt im Kleinen, auch im Garten – und der kleinste Garten ist tatsächlich ein Blumentopf. Jedes noch so kleine Stückchen Grün, jede Pflanze hilft, Kohlendioxid abzubauen. Man darf sich also zu Recht ein Stück grüner fühlen, wenn man gärtnert.
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Welche Tipps gibt es für die Bepflanzung allgemein?
Schubert: Stehen Pflanzen am falschen Standort, brauchen sie all ihre Energie, um mit der für sie schlechten Situation zurechtzukommen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Pflanzung ist das Wissen um die Ansprüche und eine entsprechende Bodenvorbereitung.
Wie findet man den richtigen Standort?
Schubert: Es gibt Pflanzen, die Sonne lieben und andere den Schatten. Aber auch die Ansprüche an den Boden, und das ist sehr wichtig, unterscheiden sich stark. Wenn man weiß, welche Lebensbedingungen die Pflanze wünscht, kann man mit einer einfachen Fingerprobe ungefähr die Bodenverhältnisse bestimmen.
Welche Pflanzen sind für Balkone geeignet?
Schubert: Grundsätzlich kann alles gepflanzt werden, auch wenn es heißer und trockener wird, solange man wässert. Trockenheitskünstler wie Fette Henne, Mauerpfeffer, Gräser halten die neuen Bedingungen gut aus. Auch Pelargonien sind robuste Topfpflanzen.
Was muss ich beachten, um Bienen, Vögel und Insekten in den Garten zu locken?
Schubert: Ungefüllte Blüten bieten deutlich mehr Pollen und Nektar als gefüllte, bei denen sich die Staubgefäße zu Blütenblättern umgewandelt haben. Viele verschiedene Pflanzenarten im Garten ziehen unterschiedliche Tiere an und es sollte immer etwas blühen, vom Frühling bis in den Herbst. Vögel brauchen Nahrungsquellen, am besten Wildsträucher mit Früchten, die auch gleich als Unterschlupf und Brutplatz dienen.