Hexensalben und ihre Zutaten: Wie Kräuter beim Fliegen helfen sollten

Haben Sie schon mal von Hexensalben oder Flugsalben gehört? In diese magischen Mittel kommen Kräuter, die beim Fliegen helfen sollen. Das steckt dahinter.
Stuttgart – Es gibt einige kuriose Dinge, die sich die Menschheit im Laufe der Zeit überlegt hat. Ganz vorne mit dabei sind sogenannte Hexensalben, also Salben aus verschiedenen Pflanzen, die die Aufgabe hatten, Hexen beim Fliegen zu helfen. Zumindest glaubte man das. Wir erklären, was angeblich drin war und wann diese Mixturen auftauchten.
Hexensalben und ihre Zutaten: Wie Kräuter beim Fliegen helfen sollten
Unter einer Hexensalbe oder auch Flugsalbe versteht man eine Paste oder Salbe, mit der sich angeblich früher Hexen eingerieben haben, um zum Hexensabbat zu fliegen. Die Idee war vor allem im Spätmittelalter prominent und hielt sich wacker bis zur Hexenverfolgung, wobei es natürlich auch zahlreiche Menschen gab, die daran zweifelten. Also quasi eine Kräutersalbe, die fliegen lässt.
Belege in der Literatur finden sich für das Treffen von Hexen und Teufel laut der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ) ab dem 15. Jahrhundert und natürlich in Goethes „Faust“. Allerdings seien die Flugkünste der Hexen nach neueren Erkenntnissen nur durch die Salben hervorgerufene Halluzinationen gewesen, so die DAZ. Daher lohnt sich definitiv ein Blick auf die Inhaltsstoffe so einer Flugsalbe.
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Hexensalben und ihre Zutaten: Das war in der Flugsalbe
Nun mag man bei Hexensalben vielleicht an die typischen Zaubertrank-Vorurteile denken, mit toten Tieren, Blut, Fledermäusen und mehr. Ganz so speziell scheinen die Salben aber nicht gewesen zu sein, vielmehr ist das interessant, was man dem „normalen“ Rezept hinzufügen konnte.
In Hexensalben fanden sich oft folgende Zutaten:
- Nachtschattengewächse: Die DAZ berichtet, dass nach heutigen Erkenntnissen oft schwarzes Bilsenkraut, Tollkirsche, Krainer Tollkraut, Stechapfel und Alraune enthalten waren, auch blauer Eisenhut und Mutterkornalkaloide seien manchmal Bestandteil gewesen. Diese Substanzen haben eines gemeinsam: Sie sind nicht nur giftig, sondern können je nach Pflanze auch eine schmerzstillende oder halluzinogene Wirkung haben. Näheres dazu später.
- Weitere Bestandteile: Laut der Pharmazeutischen Zeitung enthielt eine Hexensalbe auch Silberblatt, Löwenzahn, Eisenkraut, Donnerkraut, Frauenhaar (ein Farn) und Bingelkraut. Löwenzahn ist essbar, Bingelkraut maximal schwach giftig, Donnerkraut (Hauswurz) ungiftig, Frauenhaarfarn leicht giftig, Eisenkraut gilt als schwach giftig und Silberblatt ist sogar essbar, diese Pflanzen sind also eher harmlos. Andere Quellen nennen insgesamt Pflanzen, denen magische Wirkung zugesprochen wurde wie auch Nieswurz oder Petersilie.
- Je nach Quelle soll sogar Schierling oder Schlafmohn enthalten gewesen sein.
- Damit steht also fest, dass es im Grunde zwei Komponenten gibt, eine Hälfte macht eine recht harmlose Salbe aus, die andere sind Zutaten, die definitiv berauschende, halluzinogene oder gar extrem schmerzstillende Wirkungen haben konnten, aber allesamt giftig waren. Kraut und Wurzel erläutert online beispielsweise, dass laut mittelalterlichen Quellen Hexensalben grün waren, das deute auf schmerzstillende Salben wie Pappelknospensalben hin. Zusätze wie Bilsenkraut und mehr hätten diesen schmerzstillenden Effekt verstärken können, seien aber auch gefährliche Rauschmittel gewesen.
Interessant ist vor allem die Wirkung der alkaloidhaltigen Bestandteile wie Stechapfel, Tollkirsche, Alraune und mehr. Laut Kraut und Wurzel komme es durch Nachtschattengewächse zu erotischen Fantasien und Flugträumen. Fast noch interessanter ist die Schilderung der DAZ online: Für blauen Eisenhut sei beschrieben, dass Betroffene die Verwandlung in Tiere wie Hund, Katze oder Wolf halluzinieren. Aconitin könne womöglich das Gefühl von Fellwachstum erzeugen. In jedem Fall enthielten „echte“ Hexensalben oft psychoaktive Substanzen.
Das erste aufgeschriebene Hexensalben-Rezept findet sich übrigens bei Johannes Hartlieb ( †1468) im „puoch aller verpoten kunst, ungelaubens und der zaubrey (Das Buch aller verbotenen Künste, des Aberglaubens und der Zauberei)“, Interessierte erfahren dort mehr über die Zutaten.