Baum des Jahres 2022: Alteingesessen, stark und doch von Hitze und Trockenheit bedroht
Die Rotbuche bekommt den Titel Baum des Jahres 2022 verliehen. Damit erhält der Baum Aufmerksamkeit für seine Probleme und sein Potenzial.
Rehlingen – Die Auszeichnung zum Baum des Jahres 2022 hat leider keine erfreulichen Hintergründe. Die Rotbuche steht im kommenden Jahr im Fokus der Silvius-Wodarz-Stiftung, denn unter der durch den Klimawandel vermehrt auftretenden Trockenheit in Europa leidet der sonst als robust eingestufte Baum immer mehr.
Baum des Jahres 2022: Mit diesen Eigenschaften siegte die Rotbuche
Den Titel „Baum des Jahres“ verleiht die Silvius-Wodarz-Stiftung seit 1989, also seit 32 Jahren. Mit dieser Verleihung will die Stiftung auf verschiedene Baumarten aufmerksam machen, die beispielsweise besondere Merkmale haben oder unter äußeren Umwelteinflüssen leiden. So auch die Rotbuche, die als erster Baum schon zum zweiten Mal Baum des Jahres ist. Das erste Mal bekam sie den Titel 1990, damals galt der Baum noch als Hoffnungsträger im sich ändernden Klima, also als besonders robust und nicht anfällig für Schädlinge.
Das Blatt hat sich mittlerweile jedoch gewendet, im Jahr 2022 ist der Grund zur Ernennung zum Baum des Jahres ein ernüchternder. Auch die hartgesottene Rotbuche hat in den vergangenen Jahrzehnten unter den steigenden Temperaturen gelitten und reagiert vermehrt mit Blattverlust und sogenannten Mastjahren, in denen die Bäume besonders viele Blüten tragen.
Baum des Jahres 2022: So sieht die Rotbuche aus
Zu Beginn sei eine häufige Verwechslung aufgeklärt: Die Rotbuche ist nicht die Buche mit den dunklen roten bis schwarzen Blättern, auch wenn ihr Name das vermuten lässt. Dieser Baum läuft unter dem Namen Blutbuche. Die Rotbuche hingegen ist die besonders verbreitete und sehr bekannte Buche mit grünen Blättern. Den Namen trägt sie lediglich, weil ihr Holz im Vergleich zu dem der Weißbuche eher dunkel erscheint. Der Baum des Jahres 2022 die häufigste Laubbaumart in Deutschland.
Noch mehr spannende Garten-Themen finden Sie in unserem kostenlosen Newsletter, den Sie gleich hier abonnieren können.

Die Rotbuche kann unter den richtigen Bedingungen extrem alt werden. Teils gibt es in Deutschland Pflanzen, die bis zu 330 Jahre alt sind. Laut der Silvius-Wodarz-Stiftung steht die älteste bekannte Buche in Österreich. Sie ist mittlerweile schon 550 Jahre alt. Der Wuchs der Rotbuche kann dabei sehr unterschiedlich ausfallen. Ist der Baum jedoch gesund, überragt er mit 45 Metern alle anderen Laubbäume im Wald. Je nach Standort passt sich der Wuchs der Rotbuche seiner Umgebung an. In einem dicht bewachsenen Wald hat der Baum einen langen Stamm ohne Äste und eine Krone, die sich sogar erst nach 25 Metern ausbreitet. Als Solitärbaum hingegen geht er recht schnell in die Breite.
Baum des Jahres 2022: Die Vorteile der Rotbuche
Deutschland bietet klimatisch bisher die perfekten Voraussetzungen für die Rotbuche. Unter folgenden Bedingungen wächst der Baum des Jahres 2022 besonders gut:
- Boden: Keine besonderen Ansprüche, der Baum wächst auch auf sauren und nährstoffarmen sowie kalkreichen Böden. Nur zu nass oder zu trocken darf die Erde nicht sein.
- Niederschlag: Die Rotbuche benötigt laut der Silvius-Wodarz-Stiftung 650 Millimeter Regen im Jahr, um gesund und robust zu bleiben.
- Frost: Da der Baum starke Spätfröste nicht gut verträgt, ist er beispielsweise Richtung Osten hin nicht viel verbreitet.
Die Rotbuche ist also ein recht anspruchsloser, genügsamer Baum. Lange Zeit galt sie als besonders gut gewappnet gegen extremes Wetter, da sich bei ihrer Verbreitung ihr großes, schattenspendendes Laubdach als sehr nützlich erwiesen hat. Viele andere Baumarten schaffen es nämlich nicht, unter diesem Schattendach zu bestehen. Besonders die Jungpflanzen anderer Bäume kommen mit dem spärlichen Licht am Boden nicht aus und sterben ab. Die Keime des Baumes des Jahres 2022 hingegen können teils sogar Jahre im Boden verharren und dann sofort emporschießen, wenn sie durch einen wegfallenden Baum genug Licht bekommen. Ein wahrer Vorteil allen anderen Laubbäumen gegenüber.
Baum des Jahres 2022: Ein Blick in die Zukunft
Auch die Rotbuche hatte in den vergangenen Jahren mit Hitzeperioden zu kämpfen. Das führte laut der Silvius-Wodarz-Stiftung zu sogenannten Mast-Jahren, in denen die Bäume eine zweite Blüte im Spätsommer entwickeln. Außerdem kommt es zu größerem Blattverlust der Buche aufgrund von Trockenheit. Das führt jedoch dazu, dass sich die Baumart nicht mehr so gut halten kann wie vorher. Dabei ist sie essenziell als Wasserspeicher für den Wald. An den glatten Stämmen der Rotbuche läuft das Regenwasser direkt herunter in den Waldboden, wohingegen in Nadelwäldern ein Großteil des Wassers auf den Nadeln verdunstet. Ein zu starker Rückgang der Rotbuche hätte also fatale Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem Wald.
Doch die Silvius-Wodarz-Stiftung hat die Rotbuche nicht nur zum Baum des Jahres 2022 gewählt, um schlechte Neuigkeiten zu verbreiten. Denn die Rotbuche gibt trotz alledem Grund zur Hoffnung: So angeschlagen sie auch ist, so ist sie doch deutlich härter im Nehmen als beispielsweise die Fichte*. So schätzen Expertinnen und Experten, dass sich die Rotbuche das nun freie Fichtengebiet zurückerobern kann und nur an gen Süden gerichteten Standorten ausstirbt. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.