Fingerhut: So giftig ist die berühmte Gartenpflanze beim Verzehr

Fingerhut klingt nach einer harmlosen Pflanze, doch er gilt als überaus giftig. Dennoch sind die Geschäfte und Ausstellungen voll von ihm. So giftig ist Fingerhut wirklich.
Hamburg – Wer Fingerhut zum ersten Mal sieht, wird ihn wahrscheinlich schön finden. Die traubigen Blütenstände mit vielen einzelnen Blüten, die dort zusammen stehen, sind bunt und sehen malerisch aus im Garten. Einzig die Punkte im Inneren der Blüten mahnen vielleicht etwas zur Vorsicht. Denn Fingerhut gehört zu den giftigsten Gartenpflanzen, dennoch ist er überaus beliebt. So giftig ist er wirklich.
Fingerhut: So giftig ist die berühmte Gartenpflanze wirklich
Die Gattung des Fingerhuts (Digitalis) gehört zu den Wegerichgewächsen und besteht aus etwa 25 Arten. Vor allem der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea) ist bei uns heimisch und heißt auch Fuchskraut, Waldschelle, Waldglöckchen oder Fingerkraut. Es gibt sogar noch weitere Namen für die Pflanze. Er kommt draußen natürlich vor, etwa in Waldnähe. Doch auch im Garten und auf diversen Garten-Ausstellungen und Schauflächen ist Fingerhut eine beliebte und gern eingesetzte Pflanze. Denn gerade in Gruppen kommen die großen Blütenstände toll zur Geltung und lenken die Blicke auf sich.
Bei den Gartenpflanzen reicht die Blütenfarbe von Weiß bis Rosa. Auch Gelber Fingerhut (Digitalis lutea) ist außerdem bei uns heimisch. Als zweijährige Staude bildet Fingerhut erst mal die Blattrosette, ehe im zweiten Jahr dann die Blüten erscheinen. Der Blütenstand kann bis zu zwei Meter hoch sein, je nach Art oder Sorte. Die Form der einzelnen Blüten erinnert etwas an hängende Glocken, auffällig sind die Flecken auf der Unterlippe. Gerade die machen die Blüten des Fingerhutes aber zu einem wirklich schönen Anblick.
Einmal im Garten, sät sich Fingerhut dann oft selbst weiter aus. Das sollten Gartenfans bestenfalls vor der Samenbildung verhindern und die Blütenstände rechtzeitig abschneiden. Zu kaufen gibt es Fingerhut entweder als bunte Mischung an Samen oder als bereits fertig gezogene Pflanze, die je nach Geschäft sogar schon blühen kann.
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Fingerhut: Giftpflanze und Heilpflanze in einem
Natürlich stehen im Gartencenter dann viele Pflanzenfans fasziniert vor dem imposant blühenden Fingerhut oder haben ihn im Wald oder in einer Gartenschau gesehen. Solch eine Pflanze soll dann bestenfalls in den eigenen Garten einziehen. Doch Vorsicht: Fingerhut zählt zu den giftigsten Gartenpflanzen. Gerade wenn Sie oder Ihre Nachbarn kleinere Kinder haben, raten wir dringend vom Kauf ab oder empfehlen das zeitnahe Beschneiden der Blütenstände.
Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) berichtet, sind alle Teile des Fingerhutes giftig. Wir raten daher auch zu Handschuhen bei der Gartenarbeit rund um die Pflanze. Laut NDR können bereits zwei oder drei getrocknete Blätter bei Verzehr für einen Erwachsenen tödlich enden.
Folgendes sollten Sie zur Giftigkeit von Fingerhut wissen:
- Giftige Pflanzenteile: Alle
- Geschmack: Laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen des Universitätsklinikums Bonn schmeckt die Pflanze bitter
- Gift: Digitaloide (Herzglykoside)
- Gefährliche Menge: Tödlich ab zwei bis drei Blättern bei Erwachsenen
- Symptome bei Vergiftung: Magen-Darm-Beschwerden, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen, Herzrhythmusstörungen, Sehstörungen, Delirium und Halluzinationen bis hin zum Tod
- Maßnahmen: Flüssigkeitsgabe und sofort zum Arzt, in die Notaufnahme oder wenn Sie in Panik verfallen den Giftnotruf wählen
Grundsätzlich variiert die Giftigkeit je nach Tageszeit. Werden direkt Maßnahmen eingeleitet, könnten Patienten noch mal mit dem Schrecken davon kommen. Fingerhut hat anderen Giftpflanzen gegenüber aber die „Vorteile“, dass er bitter schmeckt, im Frühstadium seines Wachstums maximal mit Beinwell verwechselt wird und im Gegensatz zu Bärenklau bei bloßer Berührung keine extremen Hautreaktionen auslöst. Beim Sammeln essbarer Blüten sollten Pflanzenfans aber überaus vorsichtig sein, denn neben Fingerhut gibt es noch eine große Anzahl anderer Pflanzen mit hübschen Blüten, die giftig sind*.
Neben all den Gefahren, haben Menschen sich aber schon früh die Vorteile der Pflanze zunutze gemacht. So kommt Fingerhut auch in Herzmedikamenten (gegen Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche) zum Einsatz. Bei deren Überdosierung gelten die Notfallmaßnahmen wie oben beschrieben.
Somit kann Fingerhut durchaus eine wunderschöne Gartenpflanze sein. Vorausgesetzt Sie haben keine Kinder oder unvorsichtigen Haustiere. Spielen oft die Kinder der Nachbarn an oder in Ihrem Garten, sollten Sie auch Abstand vom Fingerhut nehmen. Wenn Sie ihn pflanzen, klären Sie Besuch darüber auf. Bei Insekten ist er überaus beliebt, Nacktschnecken dagegen meiden Fingerhut. Tragen Sie bei der Pflege der Pflanze Handschuhe und vermeiden Sie, dass der Fingerhut Samen ausbildet. Dann steht dem Betrachten der schönen Blüten nichts im Weg. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.