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Alte Obstsorten: Warum fast vergessene Pflanzen ein Comeback verdienen

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Von: Franziska Irrgeher

Gartenpflanzen sind oftmals auf hohe Erträge gezüchtet. Doch alte Obstsorten haben teils weitaus mehr zu bieten als neuere Züchtungen.

Hamburg – Kennen Sie Mispeln, Kochbirnen oder die Goldparmäne? All das sind Obstsorten, die früher bekannt waren, aus diversen Gründen aber in Vergessenheit gerieten oder durch neue, vermeintlich bessere Pflanzen ersetzt wurden. Schade eigentlich, denn auch alte Obstsorten haben einiges zu bieten und punkten oft mit ganz neuen Geschmacksrichtungen und Verwendungsmöglichkeiten.

Alte Obstsorten: Warum fast vergessene Pflanzen ein Comeback verdient haben

Bei Gemüse verhält es sich derzeit quasi genau umgekehrt als beim Obst: Alte Gemüsesorten sind wieder gefragt. Was zu Zeiten von Urgroßeltern und Großeltern angebaut wurde, erlebt ein Revival. Etwa Karotten und Kartoffeln in allen Farben. Pastinake, Mangold oder Mairübe liegen im Trend und sind Teil vieler neuer und kreativer Rezepte. Obst hat da gewissermaßen das Nachsehen. Nicht nur muss sich heimisches Obst gegen Superfoods aus der ganzen Welt durchsetzen, neue Sorten haben oft auch alte erfolgreich verdrängt. Die Frage ist daher: Was macht alte Obstsorten vermeintlich unbeliebt und wieso sollten Gartenfans sie dennoch anbauen?

Alte Obstsorten: Alte Sorten bewahren und nutzen

Wie sehr alte Obstsorten eigentlich drohen, vergessen zu werden, zeigen Vereine wie die österreichische Arche Noah, dort werden beispielsweise 458 verschiedene Sorten von Marille, Kirsche, Pflaume, Birne und Apfel gesammelt und gepflanzt, damit sie überleben. Wer sich in Deutschland mal näher umsieht, findet auch hier online und vor Ort einige Angebote und Informationen. Da Obst oft bestimmte Bedingungen braucht, gibt es natürlich auch deutliche regionale Unterschiede.

Wie der BUND Landesverband Baden-Württemberg berichtet, finden sich auf Obstplantagen immer dieselben Sorten. Es sei aber sehr wichtig, die genetische Vielfalt zu erhalten, so können neue Sorten entstehen und auch Klimabedingungen berücksichtigt werden. Laut dem BUND Baden-Württemberg sind zudem bekannte Äpfel wie Elstar oder Pink Lady problematisch für Apfelallergiker. Wie auch 24vita.de berichtet, sind alte Apfelsorten dagegen oft besser verträglich*.

Wie wichtig der Erhalt von Pflanzen ist, zeigt auch der Svalbard Global Seed Vault, ein Bunker in Norwegen, in dem seltene Pflanzensamen aufbewahrt werden. Einen solchen Bunker müssen Gartenfans aber zum Glück nicht errichten, wer etwas Platz oder gar Raum für eine Streuobstwiese hat, kann allerlei alte Obstsorten anbauen.

Doch warum konnten neuere Züchtungen alte Sorten überhaupt verdrängen? Teils ging schlicht das Wissen um die Zubereitung verloren, neue Trends haben altbewährte Pflanzen verdrängt. Ein Problem ist auch, dass so manche alte Obstsorte anfälliger für Druckstellen, Schädlinge oder Krankheiten ist. Allgemein gilt alter Obst aber als recht resistent. Der Gravensteiner Apfelbaum ist beispielsweise recht frostempfindlich, die Schale des Weißen Klarapfels druckempfindlich. Solche Obstbäume und deren Früchte erfordern daher oft passende Pflege und spezielles Wissen zu Lagerung oder Verarbeitung. Supermarkttauglich sind sie nicht alle, aber das macht nichts. Für den Garten können sie gerade deshalb ideal sein, denn Gartenfans befassen sich meist intensiv mit ihren Pflanzen, gerade Selbstversorger möchten gesundes und wohlschmeckendes Obst ernten.

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Alte Obstsorten: Die Auswahl ist riesig

Weniger Allergien sind Grund genug, sich mal mit alten Apfelsorten zu befassen. Aber das war noch längst nicht alles, denn schließlich wird nicht jeder Apfel oder jede Birne einfach gegessen. Haben Sie schon mal selbst Saft gemacht? Zugegeben, der Vorgang des Mostens erfordert einige Geräte sowie Zeit, lohnt sich aber. Für Most eignet sich beispielsweise Goldparmäne bei den Äpfeln.

Alte Apfelsorten für den Garten sind beispielsweise:

Und dann gib es beispielsweise noch Kochbirnen. Ein Oberbegriff für oft alte Birnensorten, die erst nach dem Erhitzen essbar sind. Kochbirnen passen beispielsweise wunderbar zu Bohnen und Speck. Kochbirnen sind laut dem Norddeutschen Rundfunk (NDR) im Vergleich zu Tafelbirnen fest, eher klein und roh nicht wirklich genießbar. Mostbirnen eignen sich laut NDR dagegen ideal für Saft.

Alte Birnensorten sind beispielsweise:

Wer dagegen etwas ganz Spezielles im Garten möchte, kann eine Mispel pflanzen. Die Echte Mispel ist ein fast vergessener Obstbaum, der bis zu sechs Meter hoch werden kann. Gartencenter und Baumschulen haben sie zu manchen Jahreszeiten im Angebot, neben den essbaren Früchten punktet die Mispel mit hübschen Blüten. Wie mdr Garten berichtet, gehörte die Mispel im Mittelalter zum Alltag. Die Früchte werden im späten Herbst reif, eignen sich laut dem MDR wunderbar für Marmeladen und die Pflanze ist mit der Quitte verwandt. Um schmackhafter zu werden, braucht die Mispel Frost, ideal also für eine späte Ernte.

Und natürlich gibt es auch bei Kirschen und Pflaumen alte Sorten, darunter diverse Knorpelkirschen, zu den Pflaumen zählen auch Mirabellen, Renecloden und Zwetschgen. *24vita.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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