Selbstversorger: So viel Fläche brauchen Sie dafür – und wie kommt man durch den Winter?
Selbstversorger meiden Obst Gemüse mit Pestiziden und wollen ihren ökologischen Fußabdruck auf der Welt verbessern. Deshalb bauen Sie Ihre eigenen Produkte an. So geht es.
- Selbstversorger ernähren sich von eigens angebauten Lebensmitteln
- Viele Selbstversorger leben aus ökologisch-ethnischen Gründen vegetarisch bis vegan
- Der Anbau von Obst und Gemüse ist auch auf dem Balkon und im Garten möglich
München – Als Selbstversorger sollen die Sorgen um mögliche Pestizide im Essen oder Genmanipulation weitestgehend wegfallen. Genau deshalb wechseln auch immer mehr Menschen in den eigenen Garten und bauen dort die Grundsorten an Gemüse und Obst an, um sich unabhängig vom Handel zu machen. Auch wer nur einen Balkon oder einen kleinen Garten hat, der kann sich zumindest teilweise selber versorgen. Selbst die Stadt als Wohngegend ist kein Hindernis mehr für eine gesunde Lebensweise mit eigenem Anbau.
Selbstversorger durch allgemeine Infos über den wachsenden Trend
Bereits seit einigen Jahren gibt es in Lebensmittelgeschäften einen wahren Boom an regionalen Produkten. Die Verbraucher achten heute vermehrt auf Aspekte wie Herkunft, Anbauweise und Arbeitsbedingungen. Sie wollen Obst und Gemüse haben, dessen Konsum moralisch bedenkenlos ist, weshalb der Weg als Selbstversorger eine interessante Alternative ist. Auch kann der Selbstversorger veganleben, ohne Angst vor Kontamination mit fleischlichen Produkten zu haben.
Der Vorteil liegt auch darin, dass sich Selbstversorger genau das Gemüse anpflanzen können, das sie haben wollen. Häufig gibt es in Lebensmittelläden nur Standardsorten. Wer zum Beispiel gelbe Tomaten oder verschiedene Kürbisarten haben möchte, der kann sich im heimischen Gemüsegarten austoben. Insbesondere Kräuter bieten sich für den eigenen Anbau an. Wer diese im Geschäft kauft, der hat nicht lange etwas davon und findet zudem auch hier nur die üblichen Sorten.
Selbstversorger mit eigenem Obst und Gemüse vom Balkon
In der Stadt bietet auch ein Selbstversorger-Balkon ausreichend Platz, um Obst, Gemüse und Kräuter platzsparend anzubauen. Bei der Sonneneinstrahlung gilt: Wenig Sonne gibt es auf einem Nordbalkon, viel auf einem in den Süden ausgerichteten und gleichmäßig verteilt ist es im Westen und Osten.
Prinzipiell lassen sich folgende Sorten anbauen:
- West- und Ostbalkon: Kohlrabi, Brokkoli, Karotten, Radieschen, Bohnen, Kräuter, Salate
- Südbalkon: Tomaten, Gurken, Aubergine, Paprika, Beeren, mediterrane Kräuter
- Nordbalkon: Porree, Rote Bete, Kohl, Mangold, Feldsalat, Estragon, Schnittlauch, Dill
Die Auswahl der Pflanzen hängt auch von der Zeit ab, die der Selbstversorger investieren möchte. Da die Aufzucht auf einem Nordbalkon länger dauert, muss der Anbau auch früh beginnen.
Wer auf einem Südbalkon anpflanzen möchte, der sollte daran denken, dass ein spontaner Ausflug über das Wochenende bereits ausreicht, damit die Pflanzen eingehen. Die meisten dort wachsenden Sorten brauchen tägliche Pflege.
Selbstversorger und ein Garten voller Sortenvielfalt mit Geschmack
Wer sein Gemüse als Selbstversorger im Garten anpflanzen möchte, der sollte sich zunächst über dessen Größe Gedanken machen. In einem kleineren Garten lässt sich im Prinzip ein ähnliches Pflanzenensemble einsetzen wie auf einem Balkon.
Der große Unterschied ist hier, dass auch mehrere Pflanzen zeitgleich zum Einsatz kommen können. Dadurch lässt sich mithilfe eines Selbstversorger-Gartens eine kleine Familie gut ernähren. Als Abgrenzung zum Nachbarn empfiehlt es sich, Heckenpflanzen wie Brombeeren verwenden, die zeitgleich auch Früchte geben.
Wer auch Tiere integrieren möchte, der sollte einen großen Garten und tolerante Nachbarn einplanen. Hühner und Wachteln kümmern sich mit Vorliebe um Schnecken und andere Schädlinge und hinterlassen schmackhafte Eier als Dankeschön.
Bei einem großen Garten und einer Vielzahl angebauter Sorten, sollten Selbstversorger Buch darüber führen, damit sie wissen, was wann Wasser benötigt und geerntet werden kann. Es wäre schließlich ärgerlich, wenn der richtige Zeitpunkt aufgrund von Unübersichtlichkeit verpasst wird und somit die Ernte unbrauchbar ist.
Selbstversorger mit kompletter Versorgung durch einen Bauernhof
Für einen kompletten Selbstversorger-Hof braucht es deutlich mehr Platz. Einhergehend damit kommen diverse Tiere wie Kühe, Schweine und Pferde hinzu. Dafür ist eine Fläche von mindestens einem Hektar sinnvoll. Dies entspricht 10.000 Quadratmetern und ist somit das 20-Fache eines kleinen Gartens. Solch große Flächen sind bei Bauernhöfen zu finden, die auch entsprechende Stallungen für die Tiere aufweisen. Diese sollten im Sinne der Selbstversorger-Idee schließlich ausreichend Freilauf haben.
Während der Aufwand eines Selbstversorger-Bauernhofs am Anfang sehr hoch ist, um die Pflanzen auszusäen und die Felder anzulegen, ist dies meist in den folgenden Jahren ein Selbstgänger. Die Natur erledigt fast alles automatisch und der Mensch steuert nur in die gewünschte Richtung.
Selbstversorger und sein Flächenbedarf plus empfehlenswerte Pflanzen
Bei einem Selbstversorger-Garten sollte mindestens eine Fläche von 100 Quadratmetern pro Person eingeplant sein. Für Obststräucher und Bäume kommt entsprechend zusätzlich Fläche hinzu. Für die Kombination aus Pflanzen und Tieren sind mindestens 1.000 Quadratmeter nötig.
Wer das erste Mal sein eigenes Gemüse zieht, der sollte nicht zu viel auf einmal wollen. Das richtige Gefühl für die Aufzucht entsteht erst nach und nach. Deshalb sollten Anfänger mit vereinzelten Sorten anfangen, bei denen nur wenig schief gehen kann und die kleine Fehler verzeihen.
Die Kunst des Gemüseanbaus liegt vor allem beim richtigen Zeitpunkt des Säens. Dieser ist maßgeblich von der Temperatur abhängig, woraus sich folgende Empfehlungen für Anfängerpflanzen ergeben:
- Frühjahr: Spinat, Möhren, Rucola, Radieschen, Kartoffeln
- Frostfrei: Gurken, Tomate, Bohnen, Erbsen
- Herbst: Obstbäume
Selbstversorger benötigen diese Dinge und Zutaten
Wer im Rollstuhl sitzt, eine Gehbehinderung hat oder schon älter ist, der muss nicht auf seinen eigenen Selbstversorger-Garten verzichten, sondern kann auf Hochbeete zurückgreifen.
Natürlich benötigen Selbstversorger für ihren Gemüsegarten auch entsprechende Pflanzen. Im Handel sind unzählige Varianten an Saatgut erhältlich. Doch nicht jeder hat die Geduld und den grünen Daumen für eine eigene Anzucht. In Gartenmärkten gibt es daher für Anfänger auch bereits angezogene Gemüse- und Obstpflanzen zum direkten Einsetzen.
Für eine gute Ernte ist auch eine qualitativ wertvolle Erde nötig. Bei einem lehmigen Boden haben die Wurzeln kaum eine Chance, sich zu entfalten und auch Wasser kann nicht gut gespeichert werden. Deshalb ist eine Schicht Pflanzenerde unter Umständen nötig, die auch bereits angereichert in Gartenmärkten verfügbar ist und somit über die nötigen Nährstoffe verfügt.
Selbstversorger sichern die Versorgung im Winter
Viele der Pflanzen vertragen keine kalten Temperaturen. Wer dennoch nicht auf sein eigenes Obst und Gemüse verzichten will, der hat zwei Möglichkeiten: Einerseits können Sie Überschüsse im Sommer großzügig einlagern und im Winter genießen oder aber es lassen sich auch Suppen ideal vorkochen und einlagern, ebenso wie Marmeladen, in Einmachgläsern.
Darüber hinaus gibt es zahlreiche Gemüsesorten, die im Winter wachsen. Dazu zählen unter anderem:
- Grünkohl, Rosenkohl
- Pastinaken
- Feldsalat, Asiasalate, Wirsing
- Schwarzwurzeln, Haferwurz
- Möhren, Rote Bete (mit Folienschutz/Strohschicht)
Um alle Pflanzen im Garten vor Frost zu schützen, sollte der Selbstversorger eine dicke Schicht Stroh oder Äste darauf verteilen.
Selbstversorger ist auch ohne eigene Fläche möglich
Wenn weder ein Garten noch eine andere Anbaufläche verfügbar ist, dann ist auch eine externe Lösung möglich. Inzwischen gibt es in fast jeder größeren Stadt urbane Gemeinschaftsgärten, wo sich Selbstversorger einen Bereich eines fremden Gartens oder Feldes mieten können oder eine Gruppe Menschen gemeinsam die Pflanzen anbaut.
Eine weitere Möglichkeit bieten öffentliche Orte, die es erlauben, von Obstbäumen und Sträuchern die reifen Früchte zu ernten. Dazu gibt es auch eigens die Homepage mundraub.org, mit deren Hilfe Bürger in ihrer Stadt Standorte für frei erhältliches Obst und Gemüse finden. Inzwischen gibt es auch für Handys mit Android eine App, die zu den Orten hinleitet.
Selbstversorger dank hilfreicher Tipps für Anfänger
Bevor ein Gemüse- und Obstgarten angelegt wird, sollten angehende Selbstversorger einen genauen Plan des zur Verfügung stehenden Platzes machen. So lassen sich die jeweilig gewünschten Sorten verzeichnen und Kosten und Zeitaufwand besser kalkulieren.
Damit Interessierte nicht den Überblick über die zahlreichen Sorten und ihre optimale Anbauzeit verlieren, gibt es sogenannte Saatkalender. Nicht jede Pflanze verträgt sich gut mit anderen, weshalb es wichtig ist zu wissen, welche Sorten besser nicht nebeneinander wachsen sollten.
Um Kosten für die Bewässerung zu sparen, ist eine Regentonne im Garten ideal. Große Mengen bei der Ernte müssen nicht weggeschmissen werden, sie lassen sich zu Marmelade, getrockneten Kräutern oder eingewecktem Obst und Gemüse weiterverarbeiten.
Viele Tipps gibt übrigens „Die Selbstversorgerfamilie“ aus Nordfriesland. Sie produziert sogar Selbstversorger-Strom und ist inzwischen nach Schweden ausgewandert: