Winterschlaf: So nutzen Tiere die Ruhepause ab Oktober
Beim Winterschlaf gibt es verschiedene Stufen zu unterscheiden, denn nicht jedes Tier schläft mehrere Monate durch.
Rhede – Tieren, die Winterschlaf halten, würden es viele Menschen in den dunklen Monaten des Jahres gerne gleich tun. Die Tiere überdauern die eher ungemütliche Jahreszeit in gut ausgesuchten Verstecken und verschlafen Schnee, Kälte und Unwetter einfach. Doch nicht alle Tiere beginnen ihren Winterschlaf gleichzeitig und erwachen zum selben Zeitpunkt.
Winterschlaf: Diese Tiere gönnen sich bald für mehrere Monate eine Ruhepause
Bevor im Spätherbst das Wetter umschlägt und die Sonne nur noch wenige Stunden am Himmel erscheint, zieht es viele Tiere im Garten in geschützte Verstecke. Doch was viele Gartenfreunde allgemein als Winterschlaf bezeichnen, hat verschiedene Abstufungen. So unterscheiden Expertinnen und Experten zwischen folgenden Zuständen:
- Winterschlaf
- Winterruhe
- Winterstarre
Bei Tiere, die richtigen Winterschlaf machen, senkt sich die Körpertemperatur stark herab und alle wichtigen Körperfunktionen werden auf ein Minimum reduziert. Bei einer Winterruhe bleibt die Körpertemperatur konstant. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) passt sich der Tierkörper bei einer Winterstarre automatisch der Umgebungstemperatur an. Ist es draußen also kalt, fällt der Körper automatisch in eine Winterstarre. Die Tiere können ihren Wärmehaushalt dabei nicht eigenständig regulieren.
Winterschlaf: Igel und Fledermaus im Ruhemodus
Einen richtigen Winterschlaf halten hierzulande zum Beispiel Igel, Fledermäuse, Siebenschläfer, Hamster und Murmeltiere. Beim Igel verlangsamt sich die Atmung so extrem, dass er statt 50 Mal in der Minute nur noch zweimal pro Minute Luft holt. Auch sein Herzschlag wird deutlich langsamer: Es schlägt statt 200 Mal die Minute nur noch fünfmal pro Minute. Er schläft von November bis März. Dabei kann es vorkommen, dass die Tiere manchmal aus ihrem Versteck hervorkriechen, etwa um das Lager zu wechseln, sich zu erleichtern oder weil die Temperaturen zu hoch sind. Krabbelt also ein Igel durch den Garten, sollten Gärtnerinnen und Gärtner erst mal nichts unternehmen, sondern ihn genau beobachten. Ist er offensichtlich verletzt, kontaktieren sie am besten entsprechende Tierauffangstationen.

Fledermäuse schrauben ihren Herzschlag ebenfalls deutlich nach unten. Laut dem Landesfachausschuss Fledermausschutz NRW schlägt das Herz einer Fledermaus im Normalbetrieb etwa 600-mal pro Minute, während des Winterschlafs nur noch zehnmal pro Minute. Statt tief und fest zu schlafen, gleicht der Zustand einer Fledermaus im Winter eher einer Lethargie: Sie hören und sehen alles um sich rum, nehmen aber nicht aktiv teil am Geschehen.
Um aus diesem Zustand zu erwachsen, brauchen die Tiere dann viel Energie. Ist nicht mehr genügend Fettreserve vorhanden, stirbt die Fledermaus langsam in diesem Winterschlaf, weil sie keine Kraft mehr hat, aufzuwachen. Ähnlich wie beim Igel erwacht auch die Fledermaus zwischendrin regelmäßig. Die Tiere überprüfen dann das Klima ihrer Umgebung, passt es nicht mehr, wechseln sie den Standort. Fledermäuse sollten Gartenfreunde grundsätzlich nur mit festen Handschuhen anfassen, denn teilweise sind sie Überträger von Krankheiten*.

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Winterschlaf: Siebenschläfer, Hamster und Murmeltier ruhen sich aus
Der Siebenschläfer hat sein Schlafpensum perfektioniert. Von Mitte September bis Mai, manchmal sogar Juni, schläft er in seinem Versteck. Aufgrund dieser langen Ruheperiode versuchen die Tiere im Herbst so viel Fettreserven wie möglich anzulegen. Ist zu wenig Futter da, endet das für die Tiere oft tödlich. Laut der Deutschen Wildtier Stiftung verlieren Siebenschläfer während ihres Winterschlafs bis zu 50 Prozent ihres Körpergewichts. Seine Pause plant der Siebenschläfer akribisch: Das Versteck polstert er mit Laub und Moos aus, gräbt es teils bis zu 100 Zentimetern tief in den Boden hinein und legt Vorräte daneben, damit er beim Erwachen sofort fressen kann. Erst ab einer stabilen Temperatur von 20 Grad Celsius wacht das Tier allmählich auf.

Ein Hamster hat es in einer warmen Behausung als Haustier leicht, gut über den Winter zu kommen. Feldhamster hingegen müssen sich gut auf die Kälte und den Hunger vorbereiten. Auch bei ihnen senken sich die Atemfrequenz und der Herzschlag deutlich. Bei Feldhamstern gehen Weibchen und Männchen mit dem drohenden Hunger unterschiedlich um. Weibchen legen im Nest Wintervorräte an, auf die sie dann während der Wachphasen im Winter zurückgreifen. Sie beginnen im Oktober mit dem Winterschlaf. Männchen hingegen fressen sich im Vorhinein eine große Fettreserve an, von der sie den ganzen Winter über zehren und starten einen Monat früher in die Winterpause.
Das liegt an der unterschiedlichen Rollenverteilung beim Nachwuchs: Die Weibchen kümmern sich komplett alleine um die Jungtiere, sie haben keine Zeit, sich Fettreserven anzufressen. Die Männchen hingegen wechseln ständig ihr Nest, da sie immer auf der Suche nach unbedeckten Weibchen sind. Vorräte können sie also nicht ansammeln.

Das Murmeltier lebt vor allem in den Bergen und muss sich vor den dort eisigen und harten Wintern schützen. Ab Ende September verkriechen sich die Tiere in ihren gut gepolsterten Höhlen und schlafen den gesamten Winter durch. Zwar steigt ihre Herzfrequenz zwischenzeitlich immer wieder an, die Tiere erwachen jedoch nicht. Forschende vermuten, dass das Tier so verhindert, dass sein Nervensystem zu stark unter der geringen Versorgung leidet.

Eichhörnchen, Dachs oder Waschbär hingegen halten nur eine sogenannte Winterruhe. Sie sind also noch wesentlich aktiver als die oben genannten Tiere. *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.