Tierfreundlicher Garten: So locken Sie Insekten, Vögel und Säugetiere an
Der Garten erfreut nicht nur uns Menschen, auch Tiere fühlen sich darin wohl. Zumindest, wenn der Garten tierfreundlich gestaltet wird. Dann kommen die Besucher von selbst.
München – Ein gut angelegter Garten ist ein Zusammenspiel zwischen Pflanzen und Tieren. Denn Insekten bestäuben unsere Obstbäume, Igel fressen gelegentlich Schnecken und Vögel vertilgen den ein oder anderen Schädling. Wer Tiere in den Garten locken möchte – weil sie hilfreich oder einfach nur niedlich sind – sollte den Garten tierfreundlich gestalten.
Tierfreundlicher Garten: Wie Sie Insekten, Vögel und Säugetiere anlocken
Ein tierfreundlicher Garten lockt früher oder später von selbst seine Bewohner an. Jedoch dürfen Sie nicht enttäuscht sein, wenn es etwas dauert. Gerade Vögel, aber auch Igel und andere Tiere haben Stammplätze, zu denen sie immer wieder zurückkehren. Die Tiere werden nach und nach auch in Ihren Garten finden und sich ansiedeln. Das muss aber nicht sofort sein und kann Monate dauern. Daher gilt: Nicht aufgeben und sich über jeden neuen Gast freuen. Wildkameras helfen oft, auch scheue Tiere zu entdecken.
Vorab sollten Sie sich außerdem überlegen, welche Tiere bei Ihnen in der Umgebung vorkommen und welche genau Sie gerne im Garten haben möchten. Meist sind das Singvögel, Eichhörnchen, Igel und Insekten. Jedes Tier hat zwar andere Ansprüche, mit einem etwas unordentlichen Naturgarten ist aber den meisten geholfen.
Ein paar Tipps für einen tierfreundlichen Garten:
- Wasserstellen: Das A und O ist Nahrung und Wasser. Wasserschalen, Tränken oder auch Teiche (bitte mit Ausstiegsmöglichkeit) bieten durstigen Tieren eine Trinkmöglichkeit. Das beschränkt sich nicht nur auf Vögel und Säugetiere, sondern betrifft auch Insekten. Vögel lieben im Sommer außerdem ausgiebige Bäder, große, flache Schalen wären dafür ideal.
- Futter: Zum „Anlocken“ der Tiere können Sie erst mal mit Futter arbeiten. Wir haben hier die Vor- und Nachteile der Ganzjahresfütterung von Vögeln zusammengefasst. Igel sollten nur im Spätherbst gefüttert werden oder wenn sie stark untergewichtig sind und Eichhörnchen finden meist genug natürliche Nahrung. Zum Futter zählt daher vorwiegend die richtige Gestaltung und Bepflanzung wie Bäume, Blumenwiesen und Steinhaufen oder Totholzhecken. Die locken Insekten an und bieten Früchte.
- Nisthilfen: Direkt nach Futter und Wasser kommt der Nistplatz oder Schlafplatz. Im Handel gibt es inzwischen viele gute Nisthilfen für Insekten, Fledermäuse und Vögel. Igelhäuser bieten auch den Stacheltieren eine Unterkunft, wenn kein Platz für Laub- oder Reisighaufen ist. Für Eichhörnchen gibt es spezielle Nistkobel zu kaufen. Auch hier gilt: Natürliche Behausungen sind besser als künstliche Hilfe. Alte, hohe Bäume im Garten sind ideal. Wo die fehlen, können künstliche Nisthilfen aber eine Alternative bilden.
- Mut zur Unordnung: Lassen Sie die alten Bäume stehen, anstatt neue zu pflanzen. Das Laub darf im Herbst als Haufen liegen bleiben, errichten Sie Steinhaufen, Trockenmauern oder Totholzhecken. All das sind scheinbar kleine und unwichtige Plätze im Garten, für Tiere aber oft der ideale Lebensraum. Wer altes Holz einige Tage im Garten vergessen hat und irgendwann hochhebt, wird sehen, wie viele Insekten sich da plötzlich tummeln. Baumstümpfe stehenzulassen kann ebenfalls eine gute Idee sein und selbst alte Mauselöcher bieten Hummeln einen idealen Nistplatz.
- Vogelschutzgehölze und Bienenweiden: Unordnung liefert Lebensraum für Insekten und andere Tiere, Blumen und Hecken bieten ihnen Nahrung. Es gibt fertige Saatmischungen für Bienenweiden, Sie sollten aber auf heimische Pflanzen achten und nicht auf Mogelpackungen wie die Forsythie hereinfallen. Gefüllte Blüten sollten im tierfreundlichen Garten tabu sein oder selten vorkommen. Vögel finden in dichten, teils dornigen Hecken Schutz und auch Nahrung.
- Keine Pestizide: Wer im Einklang mit der Natur leben möchte, darf sie nicht versehentlich vergiften. Das bedeutet auch, auf Pestizide, Herbizide und ähnliches zu verzichten. Hat sich die Tierwelt im Garten erst eingespielt, werden Schädlinge und Nützlinge sich gegenseitig in Schach halten, der Gärtner hat dann deutlich weniger Arbeit. Zudem können Sie Nützlinge mit Nisthilfen konkret fördern. Jauche oder Pflanzensud sind gute Alternativen zur Chemiekeule. Und wenn die doch mal zum Einsatz kommen muss, sollte sie unbedingt ungefährlich für Bienen sein.
- Gefahren bannen: Die Krötenwanderung jedes Jahr zeigt, dass ein Tier schneller im Kellerschacht landen kann, als wir denken. Kellerschächte, Regentonnen oder Teiche und andere Kübel mit Wasser werden schnell zur Todesfalle. Decken Sie sie entweder ab (Kellerschächte) oder bauen Sie einen flachen Ausgang.
- Zugänge schaffen: Der schönste, tierfreundliche Garten nützt nichts, wenn der Igel keinen Eingang findet. Ein Loch in Zaun oder Mauer oder einfach ein etwas höher angesetzter Gartenzaun ermöglichen leichten Zugang.
- Abwechslungsreiche Gestaltung: Auch eine strukturreiche Gartengestaltung ist wichtig. Nur hohe Blumenwiesen nützen nicht allen Tieren. Viele sind auch auf kurz gemähte Wiesen oder eher karge Böden angewiesen. Bepflanzen Sie daher nicht alles, sondern schaffen Sie verschiedene Areale mit Wiese, Blüten, Steinen, Sand oder Lehm. Feuchtbiotope können das Ganze ergänzen.
- Keine Laubbläser und Mähroboter: Rasenmähroboter sollten wenn überhaupt nur unter Aufsicht und tagsüber laufen, um keine Igel zu verletzen. Laubbläser und Laubsauger stören nicht nur Igel in ihren Verstecken, sondern töten auch Insekten. Der Rechen tut es genauso. Gartenarbeit muss sein, keine Frage, doch wenn Sie wissen, wo Tiere leben, sollten Sie dort behutsam vorgehen.
Inspiration finden Sie entweder in Büchern, im Internet oder draußen in der Natur. Im Gartencenter hilft ab dem Frühjahr ein Blick auf die Pflanzen. Dort, wo sich viele Bienen tummeln, gibt es Nahrung. Sie können also (bei heimischen Arten) bedenkenlos zuschlagen. Auch wer beim Spaziergang Hummeln, Bienen oder Vögel genau beobachtet, wird sehen, was sie mögen und wohin sie flüchten. Ein Garten nach dem Vorbild der Natur, ergänzt um ein paar Nisthilfen und Tränken, ist deutlich wertvoller als Zierrasen und ein perfekt getrimmter Baum.