Nistkasten: Die richtigen Kästen für jede Vogelart
Nistkästen sind schon im Winter wichtig. Hängen sollten sie vor der Brutsaison und jeder Vogel bevorzugt etwas anderes. Die Wahl des richtigen Nistkastens ist aber recht einfach.
Berlin – Nistkästen für Singvögel werden immer wichtiger, denn mit zunehmender Flächenversiegelung und dem Fällen großer, alter Bäume schwindet der natürliche Lebensraum. Und damit auch die Brutplätze. Ob Garten oder kleiner Balkon: Wenn Sie eine ungestörte Ecke für die Vögel haben, können Sie mit einem Nistkasten helfen. Bei der Wahl kommt es aber sehr auf die Vogelart an.
Nistkasten auswählen: So finden Sie den perfekten Nistkasten für jeden Vogel
Dass Singvögel inzwischen häufig Futterstellen aufsuchen, weil das natürliche Nahrungsangebot abnimmt, ist längst kein Geheimnis mehr. Allerdings erreichen wir mit der Fütterung meist nur häufige, bekannte Vögel im Garten wie Amsel, Blaumeise, Kohlmeise, Eichelhäher, Rabe oder Spatz. Bei den Nistkästen sieht die Sache etwas anders aus, denn dabei gibt es auch Spezialanfertigungen für Baumläufer oder Zaunkönige. Wo die Fütterung bei der Artenvielfalt an ihre Grenzen stößt, können Nistkästen also auch Vögeln helfen, deren Bestand abnimmt. Die Umgebung und der richtige Nistkasten sind entscheidend.
Um eine gängige Annahme vorab zu thematisieren: Nistkästen brauchen keine Sitzstange. Die Vögel könne sich wunderbar mit den Füßen festhalten, Stangen begünstigen eher Räubern den Einstieg. Einzig Stare sitzen zum Balzen gerne auf der Stange, wählen ohne Stange aber einfach das Dach des Kastens oder nahegelegene hohe Plätze für ihr Werben.
Nistkasten auswählen: Das richtige Material finden
Nistkästen gibt es als Bausatz, fertig montiert oder Sie können sie selbst bauen. Die Materialien haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.
Das ist beim Kauf oder Bau von Nistkästen zu beachten:
- Gute Qualität haben beispielsweise Nistkästen aus Holzbeton, diese sind allerdings auch deutlich schwerer als Nistkästen aus Holz. Holzbeton kann von Spechten schlechter bearbeitet werden, bietet also mehr Schutz. Bei der Vogelart müssen Tierfreunde sich aber vorab festlegen, denn die Lochgröße lässt sich nachträglich nur schwer ändern.
- Nistkästen aus Holz sind meist Standard. Das Holz sollte bestenfalls gegen Witterung geschützt sein, ein Anstrich mit Leinöl kann helfen. Ein Holzkasten darf keinesfalls komplett der Witterung ausgesetzt sein, sonst könnte er schimmeln und die Brut gefährden. Auch Standorte in der prallen Sonne sind ungeeignet. Bestenfalls hängt der Kasten im Gebüsch oder einem Baum mit etwas Schutz gegen Wind und Regen. Auch für Feinde wie Katzen, Marder und andere Tiere sollte er unerreichbar sein.
- Als Schutz gegen Eindringlinge bieten sich Metallblenden für die Vorderseite an. Viele Kästen haben diese ohnehin, auch Holzbeton ist stabil genug. Spechte und andere Vögel versuchen gelegentlich, fremde Nistkästen einzunehmen, ein Schutz hilft den Bewohnern dann. Ebenfalls praktisch ist eine Bauform mit sogenanntem Marderschutz. Hierbei ragt die Öffnung etwas nach vorne oder ist durch ein Geflecht gesichert.
Nistkasten auswählen: Die verschiedenen Nistkästen und ihre Bewohner
Folgend nun eine Übersicht der Nistkästen und der Vögel, die sie bewohnen:
Starenkasten: Stare bevorzugen Nistkästen an hohen Stangen, bestenfalls mit Aussichtspunkt zum Balzen in der Nähe. Der Starenkasten ist wie der Meisenkasten höhlenartig aufgebaut. Im Grunde handelt es sich um einen etwas größeren Meisenkasten mit einem Lochdurchmesser von 45 Millimetern. Oft werden auch Kästen mit Marderschutz angeboten. Dabei ragt der obere Teil der Vorderseite über den unteren, Feinden wird so das Klettern erschwert.

Meisenkasten: Meisen zählen zu den Höhlenbrütern und brauchen daher einen geschlossenen Kasten mit Einflugloch. Ob dreieckig oder als normaler Kasten ist egal, solange das Innere genug Platz bietet. Blaumeisen brauchen einen Durchmesser von 26-28 Millimetern beim Einflugloch, Kohlmeisen 32-34 Millimeter. Oft bieten Kästen auch austauschbare Ringe für die Löcher in verschiedenen Größen an. Durch die Wahl der Lochgröße können Sie eventuell Revierkämpfe im Voraus vermeiden.
Halbhöhlen: Typische Halbhöhlenbrüter sind Rotkehlchen, Bachstelze, Zaunönig, Hausrotschwanz und Grauschnäpper. Diese Vögel würden normalerweise in Nischen oder Ähnlichem brüten. Hausrotschwänze versuchen den Nestbau beispielsweise gerne zwischen schrägen Balken an Häusern. Für den Zaunkönig gibt es eine spezielle Variante, die wir unten erklären. Der Rest freut sich über Halbhöhlen, also halb offene Nistkästen. Die müssen entsprechend platziert werden, sodass sie vor Witterung geschützt sind. Auch Katzen, Marder oder Eichhörnchen sollten keinen Zugang haben. Holzbeton ist dafür ein gutes Material.

Baumläufer-Nistkasten: Baumläufer bekommt man selten zu Gesicht, aber auch sie tummeln sich in Siedlungsgebieten oder Parks. Baumläufer freuen sich in Gärten mit altem Baumbestand über Nisthilfen, der Naturschutzbund Deutschland (NABU) empfiehlt dazu sogenannte Schlitzkästen. Die kommen den natürlichen Nistplätzen von Baumläufern, die man auf dem Bild sieht, recht nahe.
Nisthöhlen für Schwalben: Für Schwalben können Sie mehr bieten als nur einen Nistplatz. Denn Schwalben brauchen zum Nestbau feuchten Lehm. Wer im Garten eine Lehmpfütze anbietet, hilft den Tieren definitiv. Zu weit entfernt von bekannten Schwalbennestern sollte die Pfütze aber nicht sein. Schwalben benötigen viele Insekten, finden sich daher bevorzugt in der Nähe von Viehhaltung, so der NABU. Für Schwalben gibt es fertige Kunstnester, die Sie anbringen können. Ein Brett etwas darunter montiert, schützt den Garten vor Kot.

Zaunkönig-Kugel: Für den Zaunkönig gibt es spezielle Nistkugeln, meist aus Holzbeton. Keramik-Varianten sind zwar auch im Handel, brechen aber zu schnell. Eine Besonderheit der Zaunkönig-Kugel ist, dass sie recht niedrig im Gebüsch platziert wird. Da Zaunkönige nicht so hoch fliegen wollen, hüpfen sie lieber im Gebüsch umher. Wer dichte Sträucher oder Hecken hat, kann den Zaunkönig mit einer oder mehreren Kugeln einladen.
Nistkasten für den Specht: Spechte brüten normalerweise in Baumhöhlen. Wenn aber der Specht einen der Nistkästen im Garten beschlagnahmen möchte, kann sich ein eigner Specht-Nistkasten als Ablenkung lohnen. Ebenso wenn der Bestand an alten Bäumen in der Nähe gering ist. Nistkästen für (Bunt-)Spechte sind meist länger als andere Kästen, haben ein Einflugloch von 45-50 Millimetern Durchmesser und werden an Bäumen befestigt.

Spatzen-Reihenhaus: Spatzen sind beim Brüten gesellige Tiere und quetschen sich auch in die schmalsten Ritzen an Dächern. Als Nischen- und Höhlenbrüter sind Spatzen flexibel, brauchen aber ältere Gebäude und die werden immer weniger. Spezielle Nistkästen für Spatzen garantieren zum einen eine Kolonie von mindestens drei Brutpaaren in getrennten Kammern, zum anderen sind die Öffnungen weit oben, teils als Schlitze angebracht. So findet der Spatz ähnliche Bedingungen wie an Hausdächern oder Ritzen. Auch dabei gilt: Wählen Sie Holzbeton oder bringen Sie den Kasten geschützt an.
Nistkasten für Turmfalken und Eulen: Die brüten in einigen Gegenden in Scheunen oder in hohen Bäumen. Turmfalken nehmen zur Not sogar Blumenkästen, wenn es keine andere Option ist. Da Turmfalken dem Revier treu sind, können Sie bekannten Paaren also Nistplätze anbieten. Auch Eulen freuen sich über Unterstützung, sind aber meist scheuer als Falken und daher nur mit Glück zu entdecken. Spezielle Nistkästen sind deutlich teurer als die für Singvögel, bei richtiger Anbringung aber den Aufwand wert. Informieren Sie sich bei LBV, NABU oder anderen Organisationen, wenn Sie ein derartiges Großprojekt planen, damit der Standort stimmt.

Nistkasten auswählen: Aufhängen und Reinigung
Der beste Zeitpunkt für das Aufhängen eines Nistkastens kann schon im Spätherbst sein, denn im Winter nutzen Vögel die Kästen auch als Schutz. Bis spätestens März sollte der Kasten aber hängen, denn inspiziert wird schon früh. Und wie die Kästen sauberzumachen sind, verrät der Norddeutsche Rundfunk in einem Video:
Neben Nistkästen können Sie den Vögeln natürlich auch Futterstellen anbieten, für Schalen mit frischem Wasser sorgen, bestenfalls das Vogelfutter selbst anbauen und den Tieren mit Vogelschutzgehölzen Schutz bieten. Eine Wildblumenwiese und Totholzhecken sorgen zudem für genügend Insekten als Nahrung.