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Jungvogel gefunden: Wann Vogelküken unsere Hilfe brauchen

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Von: Franziska Irrgeher

Die Brutzeit der Vögel ist in vollem Gange. So manches Vogelküken sitzt nun scheinbar hilflos auf dem Boden. Wir erklären, wann Nesthocker und Nestflüchter tatsächlich Hilfe brauchen.

Essen – Im Garten, Park oder Wald ist das Gezwitscher aktuell groß. Neben den Altvögeln sind auch Jungtiere unterwegs und so ein tollpatschiges Küken verzaubert nicht nur Menschen, sondern weckt auch oft den Instinkt, es zu retten. Meist ist das nicht nötig. Wir erklären daher den Unterschied zwischen Nesthockern und Nestflüchtern und wann ein Küken wirklich gerettet werden muss.

Nesthocker und Nestflüchter: Wann Vogelküken Hilfe brauchen

Flauschig, groß, zerzaust und nach Futter bettelnd – Amselküken sind ein gutes Beispiel für Tiere, die hilflos und verlassen wirken, es aber gar nicht sind. Die Eltern sind meist auf Nahrungssuche und nicht weit, die Küken sitzen dann brav am Boden oder im Gebüsch und warten, bis sie die Eltern dann hungrig mit aufgesperrtem Schnabel begrüßen. Nicht immer ist aber auf den ersten Blick klar, ob bei unseren Gartenvögeln alles in Ordnung ist. Gerade Menschen, die erst kürzlich ins Grüne gezogen sind oder bei einem Ausflug auf ein Nest oder Küken treffen, sind verunsichert und wollen helfen. Abwarten ist da meist die bessere Option.

Um zu verstehen, ob Vögel Hilfe brauchen, muss man zunächst zwischen Nesthockern und Nestflüchtern unterscheiden. Denn nicht jeder Vogel verlässt das Nest voll flugfähig.

Nesthocker und Nestflüchter: Das sind die Unterschiede

Genaugenommen gibt es sogar noch eine dritte Gruppe, die die Wildvogelhilfe benennt: Die Platzhocker. Damit können Jungvögel generell in die Gruppen

eingeteilt werden.

Nesthocker sind, wenn sie schlüpfen, meist nackt sowie blind, berichtet die Wildvogelhilfe. Auch die Gehörgänge seien zunächst noch geschlossen und die Jungtiere müssen von außen gewärmt werden. Die Eltern füttern sie und diese Küken verbringen ihre Zeit erst mal im Nest. Außerhalb würden sie nicht überleben. Ist das Gefieder dann ganz ausgebildet, verlassen die Küken das Nest. Allerdings – und dieser Punkt ist wichtig – können sie dann nicht immer perfekt fliegen, denn geübt wird dann erst mal draußen. Auch was die Ernährung betrifft, sind sie noch auf die Eltern angewiesen. Zu den Nesthockern gehören beispielsweise Tauben, Störche, Spechte, Singvögel und Greifvögel.

Nestflüchter sind Tiere, die das Nest direkt nach dem Schlüpfen oder wenige Tage danach verlassen. Dazu gehören Wasservögel wie Enten und Schwäne. Sie haben im Gegensatz zu den Nesthockern schon ihr Gefieder beim Schlupf, können sich einigermaßen selbst warm halten und schwimmen sowie laufen. Auch Futter können die Küken schon selbstständig aufnehmen, wobei die Altvögel anfangs oft noch unterstützen und die Küken auch wärmen.

Platzhocker, erklärt die Wildvogelhilfe, haben mit den Nesthockern Gemeinsamkeiten, seien aber weniger stark ans Nest gebunden. Sie entfernen sich eventuell einige Meter vom Nest, bleiben aber anfangs immer in dessen Nähe. Sie haben Daunen beim Schlüpfen und können hören, sehen und teils auch schon laufen. Jedoch werden die Küken von den Eltern mit Futter versorgt und werden laut Wildvogelhilfe erst nach dem Fliegen selbstständig. Zu den Platzhockern gehören etwa Seeschwalben und Möwen.

Nesthocker und Nestflüchter: Wann sie Hilfe brauchen

Der erste Schritt, wenn Sie einen jungen Vogel gefunden haben, sollte also die Bestimmung des Tieres sein. Kennen Sie die Vogelart, kann schnell erkannt werden, ob er aus dem Nest gefallen ist und Hilfe braucht oder ob es sich um einen Jungvogel handelt, der das Nest bereits verlassen hat.

Finden sie einen voll befiederten Jungvogel auf dem Boden oder im Gebüsch, nehmen Sie ihn bitte nicht direkt mit, die Eltern sind sehr wahrscheinlich in der Nähe und füttern. Beobachtet sollte mindestens eine Stunde werden, ehe eingegriffen wird. Anders sieht es bei potentiellen Gefahrenquellen wie Katzen oder Autos aus. In dem Fall kann das Küken vorsichtig etwas höher gesetzt werden, beispielsweise in ein Gebüsch, falls es auf dem Boden sitzt. Das Anfassen hindert die Eltern nicht daran, das Jungtier wieder anzunehmen.

Wer ein Küken im Daunenkleid oder gar ein nacktes Küken findet, muss dagegen schneller handeln. Zunächst können Sie versuchen, das Nest zu finden und den Vogel zurückzusetzen, wenn die Altvögel gerade nicht in der Nähe sind. Ist der Vogel dagegen verletzt oder sichtbar krank, sollte er schnellstmöglich erfahrenen Tierschützern oder dem Tierarzt übergeben werden, denn die Aufzucht eines Kükens ist recht komplex. Was bis dahin zu tun ist und wie Vogelküken erst mal gewärmt werden, erklärt die Wildvogelhilfe ausführlich auf der Website.

Vögel, die in jedem Fall Hilfe benötigen, sind laut Wildvogelhilfe Alpen- und Mauersegler, sofern sie auf dem Boden gefunden werden. Das gilt meist auch für junge Schwalben.

Nesthocker und Nestflüchter: Diese Jungvögel brauchen keine Hilfe

Setzen Sie bitte keine vollständig befiederten und sichtbar agilen Jungvögel zurück ins Nest, denn sie haben es absichtlich verlassen. Und was, wenn Sie bereits versehentlich einen voll befiederten jungen Vogel mitgenommen haben? Laut Wildvogelhilfe haben Sie dann maximal 24 Stunden Zeit, um ihn an den Fundort zurückzubringen, die Altvögel suchen in der Regel noch nach ihren Küken. Bleiben Sie so lange vor Ort, bis die Eltern das Jungtier gefunden und wieder gefüttert haben.

Wer dagegen einen naturnah gestalteten Garten hat und Wasser anbietet, wird sehen, dass die Altvögel die Jungen mitbringen und ihnen zeigen, wo Nahrung zu finden ist und welche Orte im Garten sicher vor Feinden sind. Erfahrene Vogelfans erkennen daher auch schnell, ob ein Jungtier Hilfe braucht oder nur zu Besuch gekommen ist.

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