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Junge Wildtiere gefunden: Meist brauchen sie keine Hilfe

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Von: Franziska Irrgeher

Ab dem Frühjahr steht Nachwuchs bei Wildtieren an. Im Garten oder beim Spaziergang finden wir dann oft Jungtiere, die hilflos wirken. Deshalb brauchen sie meist keine Hilfe.

Hamburg – Im Frühling geht es wieder los, die Natur erblüht, Tiere finden mehr Nahrung und damit beginnt auch die Zeit der Jungtiere. Egal ob Vogel, Rehkitz, Hase oder Fuchs – manchmal finden wir draußen hilflos wirkende Jungtiere. Wir erklären, wie Sie sich verhalten sollten und ob die Tiere Hilfe brauchen.

Junge Wildtiere gefunden: Meist brauchen sie keine Hilfe

Der Frühling bringt neues Leben. Das können die Blüten im Garten sein, aber auch Vogelküken, Rehkitze, kleine Hasenbabys oder junge Füchse und viele weitere Wildtiere. Inzwischen hat sich zwar herumgesprochen, dass gerade Rehkitze meist keine Hilfe brauchen, doch insgesamt herrscht nach wie vor Unsicherheit. Darf ich das Hasenbaby retten, das sich scheu in die Wiese duckt? Wieso hüpft das flugunfähige Vogelküken durch meinen Garten? Wer in der Natur unterwegs ist oder einen naturnahen Garten hat, wird früher oder später mit Wildtieren in Berührung kommen. Hilflos sind die meist ganz und gar nicht.

Gekennzeichnet ist der ganze Prozess übrigens durch die sogenannte Brut-, Setz- und Aufzuchtzeit, die etwa im Norden Deutschlands zwischen dem 1. April und dem 15. Juli liegt, so der Norddeutsche Rundfunk (NDR). Auch in anderen Bundesländern ist es in etwa der Zeitraum von März bis Juli. Brutzeit bezieht sich dabei auf Vögel, Setzzeit auf sogenanntes Haarwild, also Säugetiere mit Fell. Konkret bedeutet dieser Zeitraum auch oft Leinenpflicht für Hunde in bestimmten Bereichen. Spaziergänger sollten dann ebenfalls vorsichtig sein und Jungtiere und ihre Mütter nicht aufschrecken oder stören.

Junge Wildtiere gefunden: Die häufigsten Fundtiere

Laut NDR sind Hasen und Füchse schon früh dran, die ersten Jungen kommen ab Januar zur Welt, Wildschweine können sogar ganzjährig Nachwuchs haben. Die Brutzeit bekannter Gartenvögel haben wir hier für Sie aufgelistet und Rehe haben zwischen April und Mitte Juni Nachwuchs.

Oft anzutreffen sind bei der Gartenarbeit oder beim Spaziergang beispielsweise:

Fledermäuse sollten Sie immer nur mit (dickeren) Handschuhen anfassen.

Junge Wildtiere gefunden: Brauchen Vogelküken Hilfe?

Das häufigste Wildtier im Garten, das als Kulturfolger allgegenwärtig ist, sind die Singvögel. Während einige Vögel erst aus dem Nest hüpfen, wenn sie einigermaßen fliegen können, gibt es auch andere Varianten. Ein gutes Beispiel sind junge Amseln. Die verlassen das Nest schon, bevor sie voll flugfähig sind und bewegen sich dann erst mal hüpfend durch den Garten. Sogenannte Ästlinge werden dabei von den Eltern versorgt. Hilfe brauchen sie also keine.

Nun kann es aber vorkommen, dass Sie ein Vogelkind entdecken, das nach Futter oder den Eltern ruft und keiner kommt. Hauptgrund ist oft die Anwesenheit von Menschen, ziehen Sie sich daher zurück und beobachten das Ganze aus der Entfernung. Normalerweise tauchen die Elterntiere dann schnell wieder auf. Kritisch wird es erst, wenn die Eltern gar nicht zurückkehren oder Sie die toten Vogeleltern finden. In diesem Fall braucht das Küken tatsächlich Hilfe und sollte in die Hände von Fachleuten übergeben werden. Gleiches gilt für Nester mit flugunfähigen Küken, die lange verlassen bleiben.

Füttern Sie bitte nur selbst, wenn Sie wirklich wissen, wie es geht. Gerade bei Vögeln gelangt Wasser durch gutgemeinte Versuche schnell versehentlich in die Lunge und die Tiere können daran sterben. Gleiches gilt für falsches Futter. Der Tierschutz ist eine gute Anlaufstelle, NABU und LBV geben Auskunft.

Junge Wildtiere gefunden: Brauchen Jungtiere im Wald Hilfe?

Während im eigenen Garten das längere Beobachten der Jungtiere gut möglich ist, geht das im Wald oder auf dem Feld oft nicht. Wie der NDR berichtet, werden etwa junge Rehkitze und Hasen von ihren Müttern versteckt und wir finden sie daher häufig alleine. Gerade bei Feldhasen können die Abstände, in denen die Mutter auftaucht, übrigens groß sein. Die Häschen sind deshalb keineswegs verlassen. Auch dass die Jungtiere nicht zusammen, sondern verteilt im Feld sitzen, ist normal.

Die Mütter kommen zum Säugen aber immer zurück. Wundern Sie sich deshalb nicht, wenn in der Wiese ein Rehkitz (kurzzeitig) nach der Mutter fiept, es braucht im Normalfall keine Hilfe, sondern kommuniziert nur. Das bedeutet auch: nicht anfassen. Während die Kitze niedlich sind, können erwachsene Rehe im eigenen Garten aber für Schaden sorgen, denn sie machen sich auch über unsere Pflanzen her. Wie soester-anzeiger.de berichtet, sollten Gartenfans daher in Gebieten mit Rehen in Gärten Drahtzäune oder anderem Verbissschutz sichern*.

Junge Rotfüchse im Bau, die miteinander spielerisch kämpfen (Symbolbild).
Junge Fuchswelpen sehen anderen Tierkindern manchmal recht ähnlich (Symbolbild). © IMAGO / blickwinkel

Fuchswelpen werden gerade, wenn sie noch klein sind, schnell mit anderen Tieren verwechselt und versehentlich mitgenommen. Unwissende Spaziergänger nehmen auch manchmal an, die Tiere seien verlassen. Auch hier gilt: Beobachten Sie die Situation eine Weile und rufen Sie jemanden vom Fuchshilfsnetz oder eine Naturschutzorganisation an. Hilfe brauchen meist nur verletzte Füchse oder Jungtiere, die offensichtlich lethargisch oder schlapp wirken.

Junge Wildtiere gefunden: Wen Sie bei verletzten und kranken Tieren anrufen sollten

Im Normalfall brauchen scheinbar verlassene Jungtiere also keine Hilfe, sofern sie fit wirken. Ausnahmen wären natürlich Verletzungen oder eine offensichtliche Krankheit. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, Schweinepest, Fuchsräude oder Hasenpest sind (für die jeweilige Tierart) ansteckend und manche davon können auch auf Haustiere übertragen werden. Lassen Sie Ihren Hund nie an Tierkadavern oder jungen Wildtieren schnüffeln. Anders sieht es aus, wenn Katze oder Hund Jungtiere mitgebracht oder gejagt haben. In diesem Fall sollten Sie natürlich helfen.

Insgesamt weist der NDR darauf hin, dass das Bundesnaturschutzgesetzt es untersagt, geschützte Arten zu entnehmen. Außerdem wäre es strenggenommen Wilderei, einfach Rehkitze oder ähnliches mitzunehmen. Geeignete Erstkontakte sind daher (gerade beim Waldspaziergang) Wildtierstationen, Förster oder Tierheime, die notfalls weiter verbinden und sagen, wie Sie weiter vorgehen sollen oder verletzte Tiere oft aufnehmen. Einen guten Überblick über Auffangstationen bietet beispielsweise der NABU.

Und was, wenn Sie doch ein Jungtier mitgenommen und erst später erfahren haben, dass das eine schlechte Idee war? Laut NDR können Jungtiere oft wieder an den Fundort zurückgebracht werden und die Mutter findet sie. Dass Tiere, die nach Mensch riechen, nicht mehr angenommen werden, ist ein weit verbreiteter Mythos. Im Normalfall nimmt die Mutter das Jungtier wieder an, dafür darf es aber nicht längere Zeit in menschlicher Obhut gewesen sein. Auch wenn das Jungtier schon im Tierheim war, stehen die Chancen einer Zusammenführung eher schlecht.

Insgesamt ist immer der Anruf bei einer Naturschutzorganisation oder einer speziellen Stelle für Igel, Füchse, Rehe, Fledermäuse und andere Tiere sinnvoll. Adressen und Telefonnummern finden Sie online und oft auch bei der Tierschutzorganisation in Ihrem Ort. Bevor ein Jungtier der Natur entnommen wird, sollten Sie sichergehen, dass es verletzt ist oder Hilfe braucht. Tatsächlich unterstützen können Sie Wildtiere wie Igel oder Eichhörnchen aber mit einem geeigneten Garten und Nisthilfen. *soester-anzeiger.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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