Igel im Herbst: Die Tiere bereiten sich auf Winterschlaf vor
Igel im Garten sind etwas Tolles und viele wünschen sich die Stacheltiere als Gartenbewohner. Im Herbst bereiten sich Jungigel auf den Winter vor.
Regensburg – Igel sehen putzig aus mit ihrem stacheligen Körper, den kurzen Beinchen und der hübschen Nase. Während in einigen Ländern Igel bereits als Haustiere gehalten werden, stehen die Stacheltiere bei uns unter Schutz und dürfen weder getötet noch gefangen oder verletzt werden. Ein Igel im Garten oder gar eine ganze Igel-Familie ist also etwas Besonderes und Gartenfans sollten wissen, wie die Tiere sich im Herbst auf den Winter vorbereiten und wo Hilfe nötig sein kann.
Igel im Herbst: Wie sich die Stacheltiere auf den Winterschlaf vorbereiten
Im Bestand gefährdet sind Igel laut dem Bund Naturschutz nicht, allerdings seien sie dennoch nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt. Das bedeutet, sie dürfen nicht verletzt, gefangen oder getötet werden. Und vor allem bedeutet das auch: Gartenfans können es Igeln im Garten so attraktiv wie möglich machen und dürfen sich dann besonders freuen, wenn die kleinen, stacheligen Wildtiere freiwillig einziehen oder den Garten durchstreifen. Gefahren wie Kellerschächte und Gartenteiche ohne Ausgang, steile Treppen, Mähroboter, Freischneider oder Laubbläser sollten natürlich gebannt sein.
Doch was macht ein Igel im Herbst eigentlich so und wieso sind Pflegestationen jedes Jahr wieder überfüllt?
Igel im Herbst: Kurz vor dem Winterschlaf
Wenn wir im Folgenden von Igeln sprechen, meinen wir den Braunbrustigel. Um einschätzen zu können, in welchem Gesundheitszustand das Igelchen im Garten ist, müssen Tierfreunde wissen, wie Igel den Herbst verbringen.
Wie die Seite Igel in Bayern berichtet, kann die Paarungszeit der Igel bis in den August dauern, das Weibchen zieht die Jungen dann alleine groß. Im August kommen dann viele Igelkinder zur Welt, so Igel in Bayern, teils auch im September nach etwa 35 Tagen Tragzeit. In einem Alter von drei Wochen etwa seien die Kleinen dann langsam mit der Mutter unterwegs, nachts versteht sich, bald schon gehen die Igelkinder dann eigene Wege. Ab Mitte Oktober nehme das Nahrungsangebot dann ab.
Folgendermaßen verhält es sich mit dem Winterschlaf:
- Igel-Männchen: Sie gehen als Erstes in den Winterschlaf, bereits Mitte Oktober bis Anfang November kann das der Fall sein
- Igel-Weibchen: Sind durch die Jungenaufzucht etwas später dran mit dem Winterspeck und halten einige Wochen nach den Männchen erst Winterschlaf.
- Jungigel: Jungtiere müssen sich den Winterspeck erst anfressen und Futterquellen finden. Im Oktober oder teils später auf Jungtiere zu treffen, muss nicht immer ein Grund zur Sorge sein, kann es aber. Um den Winter zu überleben, braucht ein Jungigel mindestens 500 bis 700 Gramm Gewicht.
Und dann? Wenn die Tiere das nötige Gewicht erreicht und einen guten Platz wie Igelhaus oder Laubhaufen gefunden haben, fallen sie erst in einen Dämmerschlaf, dann in den Winterschlaf. Während die Sinnesorgane weiterhin funktionieren, wird der Stoffwechsel extrem heruntergefahren, bis die Tiere im Frühling dann irgendwann wieder erwachen. Ein praktischer, aber sehr kräftezehrender Prozess, bei dem einiges schiefgehen kann. Dann sind Gartenfans gefragt und müssen die Situation richtig einschätzen.
Igel im Herbst: Wann brauchen Igel unsere Hilfe?
Igel suchen sich für den Winter Behausungen aus, die gut isoliert sind, etwa Laubhaufen. Gartenfans können die Suche aber auch mit selbst gebauten oder gekauften Igelhäusern unterstützen, sofern diese nötige Sicherheitsmerkmale haben und für den Winter geeignet sind. Denn oft handelt es sich beim Igelhaus um ein Futterhaus, nicht um einen Schlafplatz. Ein igel- und allgemein tierfreundlicher Garten ist zudem das A und O für zufriedene Igel.

Doch wann brauchen die Tiere menschliche Hilfe? Oft werden voreilig Igelkinder eingesammelt, weil sie klein und schutzlos wirken, dabei gilt es aber abzuwägen, ob es ein später Wurf ist, der noch genug Zeit hat, sich Winterspeck anzufressen. Im Zweifelsfall sollten Sie immer erst eine Igelstation anrufen und die Lage beobachten und schildern. Verletzte Tiere brauchen aber natürlich sofort Hilfe.
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Folgendes gilt im Zweifelsfall im Spätherbst:
- Wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) berichtet, werden Igel in milden Wintern bei hohen Temperaturen manchmal wach, das sei normal, sofern es nicht öfter passiert. Gartenfans können laut NABU dann hochwertiges Feucht- und Trockenfutter bereitstellen sowie Wasser. Kranke oder sehr geschwächt wirkende Tiere brauchen laut NABU dann Hilfe, alle anderen legen sich wieder schlafen, wenn es kalt genug ist.
- Ebenso können im Herbst laut NABU verspätete Jungigel tagsüber unterwegs sein. Was normalerweise ein Warnzeichen wäre, kann bei Jungigeln auf später Nahrungssuche normal sein. Auch dabei gilt: Ist das Tier krank oder unterernährt, kann es zur Igelstation gebracht werden. Für unterkühlte Igel empfiehlt der NABU eine lauwarme Wärmflasche mit Frotteetuch umwickelt.
- Das richtige Futter: Grundsätzlich ist Zufüttern nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Geeignet ist dann laut NABU nicht verderbliches Trocken- und Feuchtfutter für Katzen, Hundefutter sei nicht geeignet. Was Sie bei der Fütterung von Igeln unbedingt vermeiden sollten, erklären wir hier. Vor allem gilt: Keinesfalls Milch füttern!
- Wie erkennt man unterernährte Igel? Grundsätzlich am sogenannten Hungerknick. Der kann neben Nahrungsmangel auch durch Parasiten oder Krankheiten entstehen, wenn die Tiere abmagern. Dabei ist eine Art Knick zwischen Kopf und Körper deutlich zu sehen.
- Igel (Ausnahme Jungigel), die tagsüber unterwegs sind, sind meist ein Alarmsignal, beobachten Sie das Tier unauffällig und kontaktieren Sie notfalls Auffangstationen.
- Zu leichte oder schwache Jungigel können unter Umständen vor dem Winter aufgepäppelt werden und dennoch draußen Winterschlaf halten, auch hier helfen Igelstationen weiter. Dabei gilt: Untergewichtig ist ein Igel unter 400 bis 500 Gramm vor dem Winterschlaf. Laut kraut&rüben sollte ein Jungigel mindestens 500 Gramm wiegen, um den Winterschlaf zu überstehen.
- Hustet der Igel, wirkt teilnahmslos oder anderweitig krank oder verletzt, braucht er wahrscheinlich Hilfe. Tierärzte behandeln Wildtiere oft kostenlos und stellen nur Medikamente in Rechnung (vorher fragen!).
Wenn Sie draußen also einen auffälligen Igel sehen oder finden, beobachten Sie ihn zunächst. Sieht er krank oder verletzt aus? Ist er abgemagert oder desorientiert? Im Zweifelsfall helfen Fachleute weiter, denn idealerweise sollten Wildtiere in ihrer natürlichen Umgebung belassen werden. Und wenn nicht: Seien Sie sich darüber im Klaren, dass eine Igel-Aufzucht oder Überwinterung viel Erfahrung und Wissen braucht, im Zweifelsfall geben Sie das Tierchen besser in erfahrene Hände oder lassen sich anleiten.
Ist der Garten aber natürlich gestaltet und das Nahrungsangebot für Igel groß genug, dank Insekten, dann steht einem langen Zusammenleben von Gartenfan und Stacheltier nichts im Weg.