Bluthänfling: So lebt der gefährdete Vogel mit der roten Brust bei uns
Die Männchen des Bluthänflings sind dank roter Brust meist leicht zu erkennen. Doch so verbreitet der Vogel auch ist, er ist gefährdet. Wir verraten, wie er lebt.
Berlin – Den Bluthänfling haben viele Gartenfans vielleicht schon gesehen, sich aber nicht näher mit ihm beschäftigt. Aufmerksamkeit bekommt der hübsche Vogel derzeit vor allem als Kandidat für den „Vogel des Jahres“. Doch auch abseits der Wahl ist der Bluthänfling interessant, nicht nur wegen seiner Optik, auch, weil sein Bestand gefährdet ist.
Bluthänfling: So lebt der gefährdete Vogel mit der roten Brust
Es gibt so viele Wildvögel in Deutschland, die auch noch je nach Region im Bestand variieren können, dass selbst Tierfreunde vielleicht nicht alle kennen. Und selbst wenn Vögel wie der Bluthänfling bekannte Gartengäste sein sollten, kann es nie schaden, vielen Menschen von den Tieren zu erzählen. Denn je mehr Vogelfans aufmerksam werden, desto eher ändern sich einige problematische Dinge in der Gartenpflege und bestenfalls auch in unserer Umwelt.
Jedes Jahr wieder startet die Wahl zum „Vogel des Jahres“*, auch diesmal können Tier-Begeisterte ihrem Favoriten ihre Stimme geben. Dieses Jahr stehen zur Wahl:
- Bluthänfling (gefährdet)
- Steinschmätzer (gefährdet)
- Feldsperling (bald gefährdet)
- Mehlschwalbe (gefährdet)
- Wiedehopf (gefährdet)
Der Feldsperling ist damit der einzige aus der Runde, der aktuell noch nicht im Bestand gefährdet ist. Dennoch ruft die Wahl Tierfreunden jedes Jahr wieder bestehende Probleme ins Gedächtnis. Auch der Bluthänfling leidet unter der Zerstörung seines Lebensraumes, dabei wären die Lösungen teils so einfach.
Bluthänfling: So sieht er aus
Die typische und bekannte Optik des Bluthänflings (Linaria cannabina) mit roter Brust täuscht etwas, denn so sehen nur die Männchen aus, das Gefieder der Weibchen hat keine Rotfärbung und auch das Schlichtkleid der Männchen ist viel unauffälliger. Im Prachtkleid hat das Männchen eine rote Brust und Stirn, der Kopf ist grau, die Kehle weiß mit braunen Streifen, die roten Gefiederteile sind im Schlichtkleid viel matter. Weibchen dagegen haben gar kein Rot und sind oben braun. Jungvögel können fast mit jungen Spatzen verwechselt werden. Bluthänflinge werden etwa 14 Zentimeter lang.
Weitere Namen für die Vögel sind beispielsweise Flachsfink oder Hänfling, vor allem letzterer sollte Fans älterer Literatur bekannt sein.

Bluthänflinge gehören zur Familie der Finken und haben daher auch den für Finken typischen Schnabel, sie kommen in Europa vor. Ausnahme ist laut dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) Nordskandinavien, ansonsten reiche das Verbreitungsgebiet bis nach Westsibirien im Osten und bis auf die Kanarischen Inseln im Süden. Im Winter finden sich laut LBV oft kleine Schwärme von Bluthänflingen, teils mit Goldammern und Grünlingen zusammen. In Bayern sei der Bluthänfling nur lückig verbreitet, zudem unterscheidet sich der Status seiner Gefährdung in Bayern vom Rest Deutschlands. Der LBV gibt an, dass der Vogel in Deutschland als gefährdet, in Bayern sogar als stark gefährdet eingestuft wird.
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Bluthänfling: Seine Lebensweise und was Tierfreunde tun können
Um zu verstehen, warum der Vogel gefährdet ist, muss man sich dessen Lebensweise anschauen:
- Lebensraum: Laut LBV bewohnt der Vogel offene Plätze und Fledremisen, auch Gärten, Friedhöfe, bewachsene Parkanlagen und Hänge oder Raine. Bluthänflinge mögen laut NABU vor allem dichte Hecken und Büsche.
- Nahrung: Pflanzensamen. Die Nahrung von Vögeln erkennt man auch recht gut an der Schnabelform. Körnerfresser haben beispielsweise kräftigere Schnäbel als Insektenfresser. Als Nahrung nennt der LBV beispielsweise Disteln, Spitzwegerich und Löwenzahn, notfalls fressen Bluthänflinge auch Insekten.
- Brutplatz: Dichte Hecken, genannt wird als Beispiel Brombeergestrüpp, die Brutzeit beträgt bis zu 14 Tage für bis zu sechs Eier.
- Kurioses: Laut LBV wurden Bluthänflinge früher oft wegen ihres Gesangs in Volieren gehalten und zu diesem Zweck unter anderem in Großbritannien Tausende Tiere gefangen, ehe sie durch exotischere Vögel ersetzt wurden. Zudem seien die Vögel teils auch mit anderen Stieglitzen und Kanarienvögeln verpaart worden, um möglichst schönen Gesang zu erzielen. Auch heute seien Bluthänflinge noch von Züchtern als Käfigvögel zu kaufen, Wildfang dagegen ist verboten. Für Gartenfans kommt die Option eines Wildtieres im Käfig aber ohnehin nicht infrage.
- Gefährdung: Laut NABU sind Bluthänflinge gefährdet und ihr Bestand geht seit einiger Zeit zurück. Das liege an der Zerstörung von Ackerrändern sowie Feldrainen mit Wildkräutern und an Herbiziden, ebenso daran, dass dichte Hecken beseitigt werden. Die Probleme betreffen zwar eher Felder oder öffentliche Orte, doch Naturfreunde können auch ihren Teil zum Schutz beitragen.
Ein hübscher Vogel also, der definitiv nicht aussterben sollte. Was also können Tierfreunde tun? Der NABU empfiehlt vor allem dichte Hecken, die der Vogel zum Nestbau sucht, auch Wildkräuter wie Beifuß, Knöterich, Ampfer, Löwenzahn, Mädesüß, Gänsefuß sowie Disteln seien beim Bluthänfling begehrt. Idealerweise haben Sie also einen naturnahen Garten mit einigen „wilden Ecken“, in denen besagte Kräuter wachsen dürfen. Die Vögel finden sich zu passenden Jahreszeit dann ganz von selbst und ernten die Samen. Mit Pflanzen wie Mädesüß haben Gartenfans zudem gleich die Hausapotheke vor der Tür, ihr Anpflanzen lohnt sich also gleich doppelt. *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.